Mein erstes Mal in Irland und was sehe ich? Grün! Überall nur die Farbe Grün. Aber ehrlich gesagt erwartet man in Irland ja auch nichts anderes, oder? Was habe ich mich drauf gefreut. Auf das satte Grün der Felder, auf dramatische Klippen und auf frisch gezapftes Guinness Bier. Doch eins ist anders als erwartet.
Als ich morgens in Limerick aus dem Fenster blicke, strahlt mir die Sonne ins Gesicht. Der Himmel könnte nicht blauer sein. Von Regen und grauem Dunst keine Spur. Was für wunderbare Voraussetzungen für einen kleinen Roadtrip durch Irlands Westen.
Wir steigen ins Auto und düsen einfach drauf los. Lassen die Stadt hinter uns. Je weiter wir rauskommen, desto einsamer wird es. Wir sehen kaum noch Menschen. Einfach nur noch schmale Straßen, herrschaftliche Countryhäuser, immer mal wieder eine Burg und eine satt-grüne Natur. Oben am Himmel die strahlende Sonne. Besser gehts nicht!
The Burren
Schon bald haben wir das County Limerick verlassen und befinden uns im County Clare. Dort befindet sich Burren. Es handelt sich dabei um ein Kalksteingebiet und gleichzeitig um einen von neun Nationalparks in Irland. Die Landschaft ist dort durch eine riesige Kalksteinebene geprägt, die tiefe Risse und Spalten aufweist.
Rundherum fügen sich grüne Hügel, viele Sträucher und kleine Seen in die Landschaft ein. Letztere werden Turloughs genannt und entstehen durch einen erhöhten Grundwasserspiegel oder durch starke Regenfälle. In trockenen Zeiten verschwinden die Seen und Teiche wieder und es werden Vertiefungen in der Landschaft sichtbar.
Burren hat eine Gesamtfläche von 250 km² und ist ein Paradies für Wanderer. Allerdings muss man hier wirklich Zeit mitbringen und sich darauf einstellen kilometerweit keiner Menschenseele zu begegnen. Wir haben die Wanderschuhe zuhause gelassen und genießen die tolle Landschaft vom Auto aus und auf vielen Stopps, die wir unterwegs einlegen. Was mir besonders auffällt: Diese Ruhe. Es herrscht eine fast gespenstische Stille draußen. Ein perfekter Rückzugsort für Ruhesuchende.
Poulnabrone Dolmen
Mitten im Burren Nationalpark befindet sich der Poulnabrone Dolmen. Dabei handelt es sich um ein altes Megalithgrab, das auf mehr als 6.000 Jahre geschätzt wird. Bei den Ausgrabungen, die 1968 stattfanden, wurden die Gebeine von 16 Erwachsenen und 18 Kindern gefunden. Wenn ich mir das Alter dieser Grabstätte einmal durch den Kopf gehen lasse, dann läuft es mir eiskalt den Rücken herunter. Beeindruckend, oder?
Ballyvaughan
Unser Trip durch den Burren Nationalpark endet in Ballyvaughan. Dieser kleine, pittoreske Ort ist die nördlichste Spitze des Parks und zeitgleich Teil der Galway Bay. In Ballyvaughan essen wir in einem typischen Teehaus zu Mittag. Das Tea & Garden Rooms begeistert uns sofort durch eine schöne und gemütliche Einrichtung, einen Kamin, einen Wintergarten und einen verwunschenen Garten. Dort treffen sich die Einheimischen gerne auf einen kleinen Plausch.
Über den Wild Atlantic Way zu den Cliffs of Moher
Während wir Ballyvaughan nun mit vollem Magen „Goodbye“ sagen, begrüßen wir zeitgleich mit durchgetretenem Gaspedal den berühmten Wild Atlantic Way. Dieser führt nämlich direkt durch den kleinen Ort und selbstverständlich lassen wir uns Irlands berühmteste Küstenstraße nicht entgehen. Der Wild Atlantic Way erstreckt sich 2.500 Kilometer von Derry bis hinunter nach Cork. Er führt direkt am Atlantik entlang und ist eine beliebte Roadtrip-Strecke für Touristen aus aller Welt. Wir fahren leider nur einen Teil der Strecke, aber die hat es bereits in sich und bietet atemberaubende Ausblicke aufs Meer und auf Irlands schroffe Küstenlandschaft.
Der Wild Atlantic Way führt uns am Black Head vorbei bis nach Fanore. Fanore ist ein idyllisches Dorf, das direkt zwischen Atlantik und Kalkhügel eingebettet ist. Wenn man sich dort auf einer Anhöhe ein Ferienhaus mit Glasfront zum Meer mietet, dann kann man an stürmischen Tagen zusehen wie das Meer in die Buchten peitscht.
Für uns geht es jedoch weiter. Unser Ziel sind die Cliffs of Moher. Sie gelten als Irlands berühmteste Sehenswürdigkeit und vermutlich hat sie jeder schon einmal, zumindest auf dem Foto, gesehen. Majestätisch ragen sie aus dem Atlantik empor und bieten eine atemberaubende Kulisse. Ich kann mich daran einfach nicht sattsehen. Der Anblick der Klippen und die daran zerschellenden Wellen verschaffen mir eine Gänsehaut. Für Besucher gibt es einen Wanderweg direkt an den Klippen entlang. Ganz ohne Sicherung. Cliffs of Moher, wie die Natur sie schuff. Ich gehe lieber auf Nummer sicher und wähle den Weg hinter der Absperrung. Dieser wirkt zwar nicht ganz so romantisch und spektakulär, aber wenigstens muss ich hier nicht um mein Leben fürchten, wenn ich mal stolpere. Der Wind peitscht mir hier oben um die Ohren, aber das macht nichts, denn das Panorama ist eine Wucht.
Hast Du auch schon mal einen Roadtrip durch Irlands Westen gemacht? Was für Tipps hast Du? Verrate es mir in einem Kommentar!
Lena says
Danke, dieser Text weckt wunderschöne Erinnerungen! Wir waren 2010 in Irland unterwegs und hatten im Burren auch strahlenden Sonnenschein. Empfehlen kann ich noch das Burren Visitor Centre, eine nett gemachte interaktive Ausstellung, die viel über Entstehung und Geschichte dieser merkwürdig anmutenden Region erzählt.
Sabine says
Hallo liebe Lena,
ins Visitor Centre wollten wir auch. Leider hatte es zu.
Die Landschaft hat mir sehr gefallen, vermutlich gerade weil sie so ausgefallen ist. Das Grün, die Steine, die Stille…wie ein vollkommen anderer Planet.
Liebe Grüße,
Sabine
Tanja says
Hallo Sabine,
ich liebe Irlands Westen! Habe vor einigen Jahren mal eine Zeit lang in Galway studiert. Die quirlige Stadt mit ihren vielen urigen Pubs wäre auf jeden Fall ein Tipp für einen Zwischenstopp. Hach, wird Zeit dass ich selbst mal wieder hinfahre … ;-)
Liebe Grüße!
Sabine says
Hallo Tanja,
hach, Galway haben wir leider nur von Ballyvaughan aus gesehen. Ich hätte gerne ein bisschen mehr Zeit gehabt. Wenn Du dort studiert hast, kennst Du die Gegend ja bestimmt richtig gut. Wunderschön da!
Liebe Grüße,
Sabine
Mario says
Hallo Sabine,
toller Text zu einem sicherlich tollen Reiseland! Irland steht bei uns nach wie vor auf der Liste – auch wenn es dieses Jahr vermutlich nicht passen wird. Wie seid ihr denn hingereist? Ich habe nichts über Fähre bzw. Fährweg lesen können. Das würde mich noch interessieren. ;-) Vielleicht könnt ihr ja einen Weg empfehlen?
Danke & Viele Grüße!
Mario
Sabine says
Hallo Mario,
ich bin nach Dublin geflogen. Ryanair hat da immer wieder recht günstige Angebote. Da meine Freundin in Irland wohnt, waren wir vor Ort dann mit ihrem Auto unterwegs. Über Fähren habe ich mich ehrlich gesagt nicht informiert.
Viele Grüße,
Sabine