Es sind gerade keine schönen Zeiten auf dieser Welt. Ganz egal wohin ich schaue, wann ich den Fernseher oder das Radio anstelle: Eine Schreckensnachricht jagt die nächste. Menschen werden getötet für nichts und wieder nichts. Von Menschen, die einst ein Teil dieser Gesellschaft waren und irgendwann einen anderen Weg eingeschlagen und einen Hass entwickelt haben, der so massiv ist, dass er für uns alle gefährlich ist.
Oft weiß ich garnicht, was ich sagen soll, wenn die Nachrichten sich wieder überschlagen und mein Kind mich mit großen Augen ansieht und fragt, was eigentlich los ist. „Können wir nie wieder nach Istanbul fahren? Ist es jetzt zu gefährlich?“ fragte er kürzlich. Das macht mich traurig, denn es ist nicht richtig, dass er sich mit Gedanken wie diesen beschäftigen muss. Aber ich kann ihn nicht vor allen Nachrichten abschirmen und glaube auch nicht, dass dies der korrekte Weg ist.
Inspiriert durch ein Facebook-Posting von Travel on Toast habe ich ein wenig über dieses Thema nachgedacht. Über unser Reiseverhalten und was für einen Einfluss Anschläge darauf nehmen. Jede neue Nachricht, jeder neue Anschlag, welcher Art auch immer, reisst mich runter und versetzt mich für einige Tage in eine Art „Lähmung vor Entsetzen“. Ein dicker Kloß in meinem Hals, der sich mit der Zeit wie von selbst auflöst. Denn, hey, das Leben geht weiter. Makaber, aber ist es nicht so? Der Mensch verdrängt schnell. Jedenfalls, wenn er nicht direkt betroffen ist. Ich wage kaum daran zu denken, wie es Familienangehörigen und Freunden von Anschlagsopfern geht. Deren Kloß im Hals löst sich nicht so schnell.
Und wenn ich einige Tage später ein Flugzeug besteige, mir eine Sehenswürdigkeit ansehe, ein Event besuche oder in einer Menschenansammlung stehe, dann habe ich für einen kurzen Moment ein flaues Gefühl im Magen. Für einen kurzen Moment macht Angst sich in meinem Kopf breit und für einen kurzen Moment bilden sich Horror-Szenarien vor meinem Auge und dann atme ich tief durch und schiebe diese Angst einfach beiseite. Konzentriere mich auf das Hier und Jetzt und das Gute im Leben.
Bin ich naiv, wenn ich mein Leben einfach weiterlebe wie bisher? Wenn ich weiterreise? Weiter in Flugzeuge steige? Konzerte besuche? In Cafés gehe? Und wenn ja, was ist die Alternative? Und möchte ich mit dieser Alternative leben?
Tatsache ist: Es gibt keine Alternative! Denn sobald Du Dir eine Alternative bastelst, lebst Du nach Regeln, die nicht Deine sind. Regeln, die Dich einschränken und Dir die Luft zum Atmen nehmen. Und je mehr Du Dich darauf einlässt, desto unangenehmer wird Dein Leben.
Ich reise von Natur aus nicht in Kriegs- oder Krisengebiete, weil ich Angst habe. Angst ist eine gute Triebfeder, denn tatsächlich entwickelt sich durch die potentiellen Gefahren vor Ort mein Interesse für diese Länder garnicht erst. Wenn ich verreise, möchte ich mich sicher und wohlfühlen. Ich informiere mich deshalb vorab über die Sicherheitslage und über Gefahren in meinen Reisezielen. Nur wenn Reisen in das Land vertretbar sind und mein Bauchgefühl diesbezüglich stimmt, reise ich tatsächlich. Doch das Bauchgefühl ist bekanntlich bei jedem anders und so treffe ich immer wieder auf Menschen, die mein Interesse für bestimmte Länder und den Wunsch dorthin zu reisen, nicht verstehen können. Aber das is ok. Ich bin ein sehr toleranter Mensch und glaube deshalb, dass jede Art des Reisens Ihre Daseinsberechtigung hat, denn wir Menschen sind ja verschieden und das ist gut so.
Aber Fakt ist, dass sich niemand von uns absichtlich in Gefahr bringt. Wenn etwas Schlimmes passiert, dann ist das fürchterlich, aber man kann es nicht ändern. Es ist Schicksal. Ob man bei einem Anschlag im Ausland stirbt oder in einem Flugzeug, das entführt wird oder dessen Pilot beschließt zu sterben. Wir haben keinen Einfluss darauf.
Und deshalb finde ich es wichtig, weiter zu reisen und weiter zu leben. Ohne Angst, aber mit einer guten Portion Vorsicht. Denn nichts öffnet den Horizont so sehr, wie das Reisen, die Neugier und nicht zuletzt die Freiheit, die wir haben. Und das ist etwas, das wir uns niemals nehmen lassen sollten.
Wie ist Deine Meinung dazu? Hat sich Dein Reiseverhalten geändert? Hinterlasse mir einen Kommentar!
Maria von www.fernwehzauber.de says
Liebe Sabine,
was für eine tolle Einstellung zu einem Thema, das leider aktuell und so brisant ist. Ich finde es richtig, dass man sich dazu Gedanken macht und vernünftig überlegt – vor allem mit Kind. Dennoch will ich mir keine Angst einjagen lassen, sondern so weiterreisen wie bisher! Diese Freiheit dürfen wir uns nicht nehmen lassen!!
Also: Augen auf & hinaus in die Welt!
Liebe Grüße
Maria
Christian says
Hallo Sabine,
deine Gedanken kann ich so unterschreiben. Einschränken, heißt sich beugen. Bei der aktuellen Nachrichtenlage könnte man wirklich meinen, die Welt trudelt dem Abgrund entgegen. So viele Entwicklungen, deren Zusammenhänge, wie ein Teufelskreis wirken….
Wir können nur hoffen, dass für die zahlreichen Konfilkte friedliche Lösungen gefunden werden.
Liebe Grüße
Christian