Es gibt sie noch. Kleine Inseln in Europa, die noch nicht vom Massentourismus überrollt sind. Die durch Ursprünglichkeit und echte Gastfreundschaft überzeugen. Vor ein paar Tagen durfte ich eine dieser Inseln kennenlernen: Astypalea im Griechenland.
Der Name der Insel war mir bis vor einigen Wochen völlig fremd. Umso mehr war mein Interesse geweckt genau diese Insel zu besuchen. Denn was gibt es Schöneres für einen Reiseblogger, als auf ursprünglichen Pfaden zu wandeln, die man sich nicht mit hunderten von Touristen teilen muss?
Astypalea gehört zur Inselgruppe der Dodekanes und liegt in etwa zwischen Santorini und Kos. Mit 96,42 m² und ca. 1.300 Einwohnern ist die Insel recht überschaubar. Bisher wird sie vor allem von griechischen Touristen besucht. Auch der eine oder andere Individualreisende aus Europa landet von Zeit zu Zeit auf der Insel. Doch im Großen und Ganzen steckt der Tourismus hier noch in den Kinderschuhen.
Wahrscheinlich ist es genau das, was der Insel ihren Charme verleiht. Denn hier ist alles noch so, wie es sein sollte. Hotelbunker suchst Du vergebens. Die Menschen sind freundlich und nehmen Dich direkt herzlich auf. Viele Kiesstrände und kleine verlassene Buchten laden zum Relaxen ein, ohne dass Du Seite an Seite mit anderen Touris sitzt. Und das Essen ist der Wahnsinn, selbst für mich als Vegetarier bzw. Pescetarier.
Aber nun von vorne.
Hallo Astypalea! Schön Dich kennenzulernen!
Die Anreise gestaltet sich turbulent. Ich bin mal wieder vom Streik betroffen und kann nicht so fliegen, wie ursprünglich geplant. Die Suche nach einem passenden Ersatzflug gestaltet sich schwierig und bis wenige Stunden vor Abflug glaube ich tatsächlich, dass die Reise für mich ins Wasser fällt. Kurz vor knapp erhalte ich dann doch die Info, dass es losgehen kann.
Es geht zuerst nach Athen. Am Flughafen angekommen muss ich sehen, dass ich zügig zum Hafen nach Piräus komme. Es ist alles recht knapp bemessen, klappt letztendlich aber doch ganz gut. Ungefähr 10 oder 11 Stunden braucht dann die Fähre bis Astypalea. Puh, das ist lange. Genauso fühle ich mich auch als ich um vier oder halb fünf Uhr morgens endlich auf der Insel ankomme. Ich freue mich über mein Hotelzimmer mit Blick auf die Altstadt und die Burg (in dem Moment bei Nacht, versteht sich) und falle dann nur noch tot ins Bett.
Astypalea ist so griechisch, wie sie nur sein kein. Am nächsten Morgen sehe ich es: Weiß-blaue Häuser überall, klares blaues Wasser und…Ruhe. Keine lärmenden Touristen. Stattdessen sieht man die Bewohner der Insel bei ihrem täglichen Leben. Ein alter Mann kehrt eine Treppe. Ein Moped knattert vorbei. Katzen rekeln sich in der Sonne. In einem kleinen Verschlag unterhalb des Hotels befinden sich zwei Lämmer, die uns freudig anblöken.
Astypalea – Altstadt und Burg
Wir spazieren durch die Altstadt, auch Chora genannt. Das Weiß der Häuser ist so hell, dass es fast blendet. Die blauen Fensterläden und Türen bilden einen wunderschönen Kontrast, der nur noch durch die blühenden Bougainvilleen getoppt wird. Schmale Gassen, urige Restaurants und kleine Shops, die lokale Produkte verkaufen, prägen hier das Straßenbild.
Hoch oben auf der Spitze des Hügels befinden sich die Ruinen einer Burg, die einst von den Quirini, einer venezianischen Familie, erbaut wurde. Das Burgelände wird extra für uns aufgesperrt und wir stromern durch hohe Gräser und genießen den Ausblick auf die Altstadt und das umliegende Meer. Der Baubeginn der Burg geht zurück auf das Jahr 1207. Das Bauende datiert auf das Jahr 1413. Das Gelände der Burg hat insgesamt 4.000 Quadratmeter und beherbergte einst 4.000 Bewohner. Möglich war dies nur durch eine dichte und mehrstöckige Bauweise der Häuser und sehr schmale Straßen. Des Weiteren gab es mehrere Gemeinschaftsräume und eine Piazza für Festlichkeiten. Heute befinden sich auf dem Burggelände auch zwei Kirchen: Agios Georgios und Panagia of the Castle.
Astypalea – Der antike Kinderfriedhof Kylindra
Ganz in der Nähe der Burg befindet sich ein antiker Kinderfriedhof. Dieser wurde 1996 entdeckt und ist noch nicht vollständig erforscht. Derzeit fehlen die erforderlichen finanziellen Mittel, um dieses archäologische Projekt voranzutreiben. Bist dato wurden 2.400 Gräber von Kleinkindern, Babys und ungeborenen Kindern entdeckt. Sie datieren auf die Zeit von 750 vor Christus bis zum ersten Jahrhundert nach Christus zurück. Offenbar brachten wohlhabende Familien der umliegenden Inseln ihre verstorbenen Kinder nach Astypalea, um sie dort zu begraben. Vermutlich hängt dies damit zusammen, dass in der Gegend den beiden Göttinnen für Geburt und Geburtshilfe gehuldigt wurde.
Astypalea – Mit dem Auto auf Erkundungstour
Wir wollen natürlich noch mehr von der Insel sehen und gehen mit dem Auto auf Erkundungstour. Astypalea ist wie ein Schmetterling geformt. Die beiden „Flügelteile“ werden durch eine Landzunge miteinander verbunden. Während die Stadt Astypalea sich auf dem linken Flügel befindet, steuern wir nun den rechten an. Wir kommen in das kleine Dorf Maltezana. Hier scheinen die Uhren noch still zu stehen. Wir bestaunen eine kleine pittoreske Kirche, die aussieht, als käme sie aus einem Puppenhaus. Nicht weil sie relativ klein ist, sondern weil sie so hübsch ist. Direkt gegenüber ist eine kleine Bar. Draußen stehen viele bunte Stühle, was inmitten des typisch griechisch weiß-blauen Farbschemas einem kunterbunten Fleck in der Landschaft gleichkommt. Am kleinen Hafen liegen bunte Fischerboote. Am liebsten möchte ich mit einem davon aufs Meer schippern und dann ins Wasser hüpfen, denn das ist hier so klar, dass man das Gefühl hat, fast bis auf den Boden blicken zu können.
Über Schotterpisten geht es einen Berg hinauf. Wir kommen auf ein altes Militärgebiet und finden längst verfallene Soldatenunterkünfte. Doch Lost Places interessieren uns heute nicht, stattdessen sind wir wegen der Aussicht hier. Eine Ziege fühlt sich von uns gestört und flüchtet. Wir blicken auf diverse kleine unbewohnte Inseln, die ebenfalls zu Astypalea gehören. Ein traumhafter Ausblick. Eine Insel davon ist die sogenannte „Ratteninsel“. Warum? Du kannst es Dir schon denken. Na, möchtest Du einen Besuch wagen?
Astypalea – Das griechische Osterfest
Auf Astypalea darf ich mein zweites Osterfest in diesem Jahr feiern. Das griechisch-orthodoxe Osterfest findet nämlich einige Wochen nach unserem statt. Wie der Zufall es will, befinde ich mich in der Karwoche auf der Insel. Es ist mir eine Ehre, denn das orthodoxe Fest unterscheidet sich erheblich von dem mir bekannten und es gibt nichts, was ich mehr liebe, als in fremde Kulturen und Bräuche reinzuschnuppern. Wir nehmen an orthodoxen Gottesdiensten und einer Prozession teil. Und wir werden Zeuge eines pompösen Feuerwerk-Duells, das sich die zwei Hauptkirchen in Astypalea am Ostersonntag direkt um Mitternacht liefern. Im Anschluss wird das traditionelle Osterlamm verspeist, das im Vorfeld für ca. 18 bis 24 Stunden im Steinofen geschmort wird.
Als ich am nächsten Tag auf meinem Balkon sitze, freue ich mich, als plötzlich die beiden Lämmchen aus dem Verschlag unterhalb meines Hotels lauthals anfangen zu blöken. Es hätte auch anders kommen können.
Tipps für Deine Reise nach Astyplea:
Wie kommst Du hin?
Flug: Olympic Air fliegt Astypalea 1x täglich von Athen aus an. Da es sich hier um eine kleine Maschine handelt, musst Du die Tickets rechtzeitig reservieren. Die genauen Verbindungen findest Du hier.
Fähre: Von Athen/Piräus sowie von einigen Inseln, wie z. B. Rhodos und Kos gehen täglich Fähren. Je nach Stopps musst Du hier mit einer Fahrzeit von ca. 10 Stunden ab Athen rechnen. Die genauen Verbindungen findest Du hier.
Wo übernachtest Du?
Auf Astypalea gibt es viele kleine Pensionen und Studios, die nicht nur optisch für Begeisterung sorgen, sondern auch preislich sehr attraktiv sind.
Ich habe im Ixthioessa Hotel übernachtet. Mein Apartment war im typisch griechischen Stil gehalten, verfügte über eine kleine Kochwand (die ich jedoch nie genutzt habe) und hatte einen Balkon direkt gegenüber der Altstadt und der Burg. Zu Fuß lief man ca. 1 km über kleine Gassen und viele Treppen ins Zentrum.
Welche Transportmöglichkeiten kannst Du auf der Insel nutzen?
Am besten buchst Du für die Dauer Deines Aufenthaltes ein Mietauto. Wir hatten einen kleinen Nissan Micra von Delis. Damit bist Du flexibel und kannst die ganze Insel auf eigene Faust erkunden.
Alternativ kannst Du auch Roller mieten, Taxis buchen oder den Bus benutzen.
Ich wurde von der Gemeinde Astypalea zu dieser Reise eingeladen. Folgende weitere Unternehmen waren an der Organisation dieser Reise beteiligt: Life Think, Elementi Travel, Ainos Travel. Vielen Dank für die tolle Organisation.
Hier sind weitere Artikel von Bloggern, die an derselben Reise teilgenommen haben:
Ines says
Ich war schon sehr gespannt auf Deinen Bericht, habe ja Deine Reise auf FB verfolgt. Tolle Bilder und ein toller Tipp, weit ab von allem Trubel. Die Insel werde ich mir vormerken :-).
Und dann hast Du noch griechische Ostern erlebt, das ist ja ein echter Hauptgewinn. LG Ines
Sabine says
Hallo Ines,
ja, Astypalea ist wirklich noch ein Geheimtipp und unbedingt eine Reise wert.
Viele Grüße,
Sabine
Packing my Suitcase says
Super Blogeintrag Sabine! Ich habe mich gefreut dich kennen zu lernen!!
Amazing pics!! I miss this little paradise already!
Grüße aus München!
Allane
Sabine says
Hallo Allane,
vielen Dank. Das Kompliment kann ich zurückgeben. Ich fands auch toll, Dich kennenzulernen. Vielleicht sehen wir uns ja im November schon in London wieder :-)
Karen says
Although I don’t read German that well Sabine, it’s lovely to see Astypalea again through your lovely photos! Karen
Sabine says
Thank you, Karen :-) Astypalea is just a pleasure to look at, isn’t it?
Julia says
Liebe Sabine,
deine Anreise hört sich ja ziemlich anstrengend an. Du Arme! Aber diese wundervolle Insel lässt den ganzen Stress wahrscheinlich innerhalb von Sekunden wieder vergessen. Habe nie zuvor von Astypalea gehört. Dank deinem Artikel und den tollen Fotos möchte ich am liebsten sofort hinreisen. Danke dafür!
Alles Liebe, Julia