Der Tortuguero Nationalpark in Costa Rica ist eins der vielen Highlights in dem kleinen mittelamerikanischen Land. Hier findet man eine Flora und Fauna vor, von der man in europäischen Gefilden nur träumen kann.
Der Nationalpark liegt an der Karibikküste von Costa Rica, nur etwa 40 Kilometer von der Grenze zu Nicaragua. Er ist nur per Boot oder per Flugzeug erreichbar. Dreh- und Angelpunkt ist das kleine gleichnamige Dorf Tortuguero, das etwa 700 Einwohner hat. Gegründet wurde es 1930. Nur wenige Jahre später began in Tortuguero die Abholzung des Regenwaldes. Um einen besseren Abtransport zu ermöglichen, wurden viele kleine Kanäle gebaut, die einen besseren Zugang ermöglichten. Das Ganze fand erst 1975 ein Ende, als die Gegend zum Nationalpark ernannt wurde. Seitdem floriert der Tourismus und Naturliebhaber aus der ganzen Welt kommen nach Tortuguero, um die üppige Natur zu erleben.
Schon die Anreise ist ein kleines Abenteuer. Mitten im Nirgendwo, nach zahlreichen Schotterpisten und Feldwegen, erreichen wir auf unserem Costa Rica Roadtrip mit der Familie den Bootsanleger La Pavona, wo wir in einem Restaurant unsere Tickets für das Boot kaufen. Die Überfahrt findet in einem kleinen Holzkahn statt, der etwa Platz für 20 Personen hat. Skeptisch blicke ich in das schlammige Brackwasser unter uns und bei dem Gedanken dort reinzufallen, läuft es mir eiskalt den Rücken herunter. Vermutlich weniger aufgrund der braunen Farbe des Wassers, sondern eher aufgrund der Tatsache, dass in den Tortuguero Kanälen von Zeit zu Zeit Krokodile gesichtet werden.
Während wir durch die Kanäle innerhalb des Regenwaldes schippern, kommt es an einer Stelle zu einem kleinen Ungleichgewicht. Der vordere Teil des Bootes kippt leicht nach vorne und es schwappt eine große Welle herein. Während ich meinen Rucksack samt Laptop vom Boden rette, greifen die ersten schon zu Schwimmwesten und da fällt es mir wieder ein. Da war doch was. Kaimane und Krokodile zum Beispiel. Der Boden des Bootes ist nun mit etwa 10 cm Wasser bedeckt. Das reicht zwar nicht zum Kentern oder für wahre Panik, aber etwas skurril finde ich die Situation dennoch. Nach etwa anderthalb Stunden Fahrt kommen wir im Dorf Tortuguero an und ich ahne schon, dass es mir hier gefallen wird.
In Tortuguero ist die Welt noch in Ordnung und die Uhren ticken eine Spur langsamer. Das Dorf ist der Mittelpunkt. Während auf der einen Seite die Kanäle mit schlammigem Brackwasser liegen, findet man auf der anderen Seite einen kilometerlangen traumhaften Strand mit tosenden Wellen und Regenwald im Hintergrund. Auf der einzigen Straße im Dorf herrscht reges dörfliches Treiben. Eine bunte Mischung aus Einheimischen und Touristen prägt das Bild. Die Hippie-Atmosphäre ist allgegenwärtig. Nicht nur einmal weht mir ein süßlich-würziger Duft in die Nase, der diesen Eindruck noch verstärkt.
Tortuguero Nationalpark in Costa Rica – mit dem Kanu durch den Regenwald
Der Tortuguero Nationalpark in Costa Rica ist 312 km² groß. Ein großer Teil des Parks kann per Kanu oder Motorboot erkundet werden, doch es gibt natürlich auch viel zu Fuß zu entdecken. Wir buchen eine Kanutour mit Guide bei dem Anbieter Tortuguero Tours. Für die Tour bezahlen wir 20 US-Dollar pro Erwachsener und 15 US-Dollar pro Kind. Hinzu kommen die Eintrittsgebühren für den Park, die sich auf 15 US-Dollar pro Erwachsenen und 5 US-Dollar pro Kind belaufen.
Wir haben Glück, denn wir sind die einzigen Teilnehmer (das Kanu ist groß und es hätten locker noch mehrere Leute reingepasst). Am frühen Morgen um 5.45 Uhr geht es los. Ausgestattet mit Ferngläsern, Schwimmwesten und unserem Guide Francisco, besteigen wir im Nationalpark das Kanu. Kaum sitzen wir drin gleiten wir auch schon über das Wasser. Rechts und links neben uns sehen wir üppige Wälder, hören ab und zu das Kreischen von Vögeln und das laute Gebrülle der Affen. Ansonsten herrscht gespenstische Stille, die ab und zu von lauten Knackgeräuschen unterbrochen wird.
Francisco hat als Einheimischer ein Auge für die Details und macht uns auf viele Tiere aufmerksam. Wir sehen Leguane, Kaimane, Tukane, Papageien, Schlangenhalsvögel, Faultiere und verschiedene Affensorten. Da es noch recht früh am Morgen ist, sind die Tiere sehr aktiv. Auch die Temperaturen sind zu dieser Tageszeit erträglich. Fast drei Stunden sind wir unterwegs, bevor es langsam durch die Kanäle wieder zurückgeht.
Tortuguero Nationalpark in Costa Rica – Dschungelwanderung bei Regen
Nachmittags geht es für uns zu Fuß durch den Nationalpark. Wir verzichten nun auf einen Guide und machen uns alleine auf den Weg. Kleine Wege führen uns durch den stattgrünen und dichten Regenwald. Links von uns befinden sich Abzweigungen, die uns nach wenigen Schritten direkt an den Strand bringen. Weit und breit ist keine Menschenseele zu sehen. Es scheint als wären wir ganz allein auf der Welt. Das mag an dem unbeständigen Wetter liegen, denn kaum sind wir wieder im Wald, fängt es in Strömen an zu regnen. Wir finden einen Unterschlupf und warten darauf, dass der Regen nachlässt, doch stattdessen wird er immer stärker.
Ein Einheimischer kommt vorbei und gesellt sich zu uns. Er hat Rinden dabei und fängt an kleine Schildkröten zu schnitzen. Wir schauen im fasziniert zu und kaufen ihm schließlich drei Stück ab. Eine Schildkröte für jeden von uns, als Erinnerung an Tortuguero.
Während er schon wieder weitergezogen ist, blicke ich ins Dickicht und bemerke plötzlich eine Bewegung. Ich traue meinen Augen nicht. Ein Faultier kletter von Ast zu Ast. Es ist recht agil und scheint es eilig zu haben. Vielleicht ist es der Regen, der es aufgeschreckt hat. Wir freuen uns, denn bisher war es uns nur vergönnt schlafende Faultiere in Bäumen zu sehen. Das war nicht allzu spannend. Ein Faultier jedoch in voller Aktion zu sehen, ist für uns ein kleines Abenteuer.
Nach diesem Highlight lässt der Regen ein wenig nach und wir machen uns wieder auf den Weg. Wir genießen die Naturgeschräusche, die aus dem leicht prasselnden Regen, dem Knacken des Urwalds und den tosenden Wellen zu unserer Linken bestehen. Der Geruch von frischer Erde umgibt uns. Es erinnert mich an meine Kindheit. Der Geruch, der entsteht, wenn ein heftiger und warmer Sommerregen auf Erde trifft. Unbezahlbar. Nur wenig später setzen wir unseren Spaziergang am Strand fort. Das Meer ist aufgewühlt. Es scheint als möchte es uns hineinziehen und weit fort treiben. Immer wieder laufen wir durch leichte Sprühnebelwolken, die sich erfrischend auf unsere Haut legen. Die Natur saugt uns hier förmlich auf. Es ist ein Fest für die Sinne und eine Wohltat für den Geist.
Tortuguero Nationalpark in Costa Rica – Tipps zur Anreise
Die Anreise zum Tortuguero Nationalpark in Costa Rica ist recht spannend. Man kann per Boot und per Flugzeug anreisen. Wer mit dem Boot kommen möchte, hat zwei Möglichkeiten.
Bootsanreise ab Moin
Ein Bootsanleger befindet sich in Moin, nicht weit von Puerto Limon entfernt. Von dort kostet eine Überfahrt nach Tortuguero etwa 40 US-Dollar. Parkplätze befinden sich am Anleger und kosten 10 US-Dollar pro Nacht. Die Überfahrt dauert von Moin etwa drei bis vier Stunden. Es geht aber auch viel günstiger.
Bootsanreise ab La Pavona
Der andere Bootsanleger befindet sich in La Pavona. Von dort kommt man weitaus günstiger nach Tortuguero. Von La Pavona kostet ein Bootsticket 1.600 Colones (etwa 2,70 US-Dollar). Für diese Möglichkeit haben wir uns entschieden. Auf einem bewachten Parkplatz kann man seinen Mietwagen hinterlassen. Dies schlägt mit 10 US-Dollar pro Nacht zu Buche. Zu beachten ist dabei jedoch, dass für jedes Gepäckstück (Trolley oder ähnlich) auf dem Boot zusätzliche 1000 Colones pro Strecke anfallen. Kleine Tagesrucksäcke sind natürlich kostenfrei. Da man meist eh nur zwei bis drei Tage in Tortuguero bleibt, reicht es völlig aus mit leichtem Gepäck anzureisen. Voraussetzung ist natürlich, dass man die Möglichkeit hat, das große Gepäck irgendwo unterstellen. Die Bootsfahrt von La Pavona nach Tortuguero dauert etwa anderthalb Stunden.
Wichtig ist zudem, dass für die Anreise nach La Pavona genug Zeit eingeplant wird. Der Bootsanleger ist nicht einfach zu finden. Zwar gibt es ab und zu Hinweisschilder, aber die Betonung liegt hier auf „ab und zu“. Teilweise geht es über abenteuerliche Schotterpisten und Feldwege. Das letzte Boot legt um 15.30 Uhr ab. Wir haben uns da leider gnadenlos verkalkuliert und mussten eine Zwischenübernachtung in dem Örtchen Cariari irgendwo in der Pampa einlegen. Das war so natürlich nicht geplant.
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