Vor Kurzem bin ich auf die Blogparade „Wenn Reisen Angst macht“ gestoßen. Julia von Bezirzt hat dieses Thema angestoßen und möchte von anderen Reisenden wissen, welche Ängste sie unterwegs plagen. Eine interessante Frage, die ich auf Anhieb gar nicht beantworten konnte und die mich zum Nachdenken veranlasste.
Ängste auf Reisen habe ich viele, aber keine einzige davon ist so stark, dass sie mich in massiver Form einschränken würde. Ich bin kein Mensch, der sich Gedanken über Tsunamis, Erdbeeben und andere eventuelle Gefahren macht. Ich weiß, dass die Gefahr da ist, aber sie beschäftigt mich nicht, es sei denn, die Gefahr tritt tatsächlich ein. Im Endeffekt ist es doch so, dass die Wahrscheinlichkeit hier und heute von einem Bus überfahren zu werden bedeutend höher ist.
Hin und wieder kriegt sie mich dann, die Angst. Mal ist sie größer, mal kleiner. Sie bereitet mir dann einiges an Unbehagen, bis ich sie beiseite schiebe und verdränge oder einfach ignoriere. Oftmals schützt der gesunde Menschenverstand uns ja vor gefährlichen Situationen. Und auf den verlasse ich mich generell. Bisher hatte ich viel Glück. Horror-Szenarien und wirklich gefährliche Situationen sind mir nie widerfahren.
An einige Situationen kann mich noch sehr gut erinnern:
Kurz vor dem berühmten Whitehaven Beach in Australien, sind wir mit unserem Katamaran in sehr stürmische See geraten. Was anfangs noch ganz lustig war, wurde immer extremer und beängstigender. Wir mussten das Deck verlassen, weil die Wellen so hoch waren, dass sie immer wieder drauf schwappten. Wir saßen alle innen und die Angst war den meisten ins Gesicht geschrieben. Lediglich der Captain versuchte uns mit einem typisch-australischen „No worries! We’ll be fine!“ zu beruhigen. Mal abgesehen davon, dass mir durch das Geschaukel sehr komisch in der Magengegend war, fragte ich mich natürlich auch, ob ich aus der Nummer heil wieder rauskomme oder das Worst-Case-Szenario einritt und ich als Haifutter im Meer untergehe. Aber in solchen Situationen neigt man zu dramatischen Gedankengängen. Letztendlich sind wir jedoch noch wohlbehalten am Whitehaven Beach angekommen.
Ich liebe Tiere. Aber wenn eine ganze Meute kläffender Hunde vor mir steht, dann mache ich mir leider ins Hemd. Ich bin dann nicht mutig und gehe dran vorbei, sondern ich drehe mich um und entferne mich langsam und mit klopfendem Herzen oder stehe paralysiert in der Gegend rum und hoffe, dass jemand kommt, der mir hilft. Dies passierte mir in Thailand irgendwann mitten in der Nacht. Dummerweise lagen die Hunde ganz in der Nähe meiner Hütte. Ich musste also an ihnen vorbei, um in mein Bett zu kommen. Mit meinen beiden Freundinnen ging ich schließlich zurück zur Straße, weil wir uns nicht trauten an den Hunden vorbeizugehen. Dort saßen wir doof auf dem Bürgersteig und wussten nicht wohin. Letztendlich kam eine von uns auf die glorreiche Idee ein Moped anzuhalten. Ich bin mir nicht sicher, ob der Thai auf dem Gefährt verstand, was unser Problem war. Er brachte uns aber eine nach der anderen auf seinem Moped, an den kläffenden Hunden vorbei, bis zur Tür unserer Hütte. Dieses Problem hatten wir also elegant gelöst.
Ich bin kein Freund von Insekten und Spinnen. Ich habe keine Phobien auf diesem Gebiet, aber ich fasse sie auch nicht unbedingt an, weil ich mich doch ein wenig ekel. So lange sie mir nicht zu nahe kommen, ist alles ok. Kakerlaken auf dem Zimmer sind für mich deshalb eine ganz harte Nummer. In Asien sieht man sie ja überall und man gewöhnt sich dran. Es jagt mir aber Schweißperlen auf die Stirn, wenn ich weiß, dass sich in meinem Schlafzimmer eine Kakerlake befindet.
Eine kleine Panikattacke hatte ich einmal in Bangkok im Vergnügungsviertel Patpong. Mein guter Freund und Reisepartner wollte sich dort in der Schwulengasse unter seinesgleichen begeben. Kaum hatten wir diese Gasse betreten, kamen von allen Seiten Thais angestürmt, die an unseren Armen und unseren Klamotten herumzerrten, um uns in ihre Bars zu locken. Es kam so plötzlich und unerwartet und war so krass, dass ich richtige Panik bekam, mich losriss und mit meinem Freund im Schlepptau in die nächste Bar stürmte, um Schutz zu suchen. So etwas hatte ich noch nie erlebt. Als wir die Gasse später wieder verließen, war ich ganz schön auf der Hut und hatte Angst wieder dermaßen bestürmt zu werden.
Einen Tag nachdem das Germanwings-Flugzeug 4U9525 in den Pyrenäen zerschellte, flogen wir in die Emirate. Solche Tragödien beherrschen meine Gedanken recht lange, weil sie deutlich machen, wie schnell das Leben vorbei sein kann und man nichts dagegen tun kann. Unser Flug hatte dementsprechend einen etwas schalen Beigeschmack. Ich würde es nicht Angst nennen, eher Unruhe. Selbst mein Sohn schaute mich irgendwann beim Start an und sagte: „Mama, ich hoffe wir stürzen nicht ab!“ Der vorangegangene Absturz beschäftigte ihn offenbar genauso wie mich.
* Photo Credit: Victor Camilo/Flickr/Creative Commons
Welche Erlebnisse haben Dir auf Reisen Angst gemacht? Erzähl es mir in einem Kommentar!
Julia says
Deine Ängste kenne ich sehr gut. Ich habe Angst vor Spinnen und mache mir gerade seit dem Absturz etwas Sorgen beim Fliegen. Alles total irrational. Aber ein bisschen Angst gehört einfach mal dazu. Man wird ja zu Genüge entschädigt ;).
Liebe Grüße,
Julia
Sabine says
Hallo Julia,
genauso sehe ich das auch. Man wird total entschädigt! Und meist sind es ja wirklich kleine Ängste, die einem zusetzen. Wenn man allerdings richtige Panik vor etwas hat, zum Beispiel bei Flugangst, dann ist ja jede Flugreise eine große Überwindung. Ich ziehe den Hut vor Leuten, die in dem Fall über sich hinauswachsen und über ihren Ängsten stehen.
Liebe Grüße & schönen Sonntag noch,
Sabine