Sie liegen mitten im Atlantik und gelten als Naturparadies schlechthin: Die Azoren. Als westlichster Punkt Europas, liegen die Inseln 1369 Kilometer vom portugiesischen Festland entfernt und sind von Deutschland aus mit dem Flieger innerhalb von viereinhalb Stunden zu erreichen. Kein Nahziel, aber auch kein Fernziel. Pauschaltouristen sucht man hier vergebens. Es kommen Individualtouristen, Natur- und Outdoorliebhaber, die fernab von Touristenmassen Authentizität suchen. Die Azoren gehören zu Portugal und bestehen aus neun Inseln: Terceira, São Miguel, Pico, Faial, São Jorge, Flores, Graciosa, Santa Maria und Corvo.
Bei meiner Reise liegt das Augenmerk auf der Insel Terceira. Per Direktflug geht es mit Airberlin von Düsseldorf direkt auf die Insel. Wir landen auf einem kleinen Militärflughafen im Nordosten von Terceira. Auf unserem Weg zur Unterkunft im Süden sehe ich weite Felder, viele Kühe und das tosende und peitschende Meer. Ich mache mir bewusst, dass ich mich auf einer winzigen Insel befinde (29 Kilometer lang, 17 Kilometer breit), umringt vom gigantischen und beeindruckenden Atlantik. Kilometerweit nichts als Meer. Das nächste Festland ist über 1300 Kilometer entfernt. Das jagt mir für einen kleinen Moment einen ehrfürchtigen Schauer über den Rücken
Unterwegs auf Terceira – Angra do Heroísmo
Wir wohnen in der Haupstadt von Terceira. Angra do Heroísmo liegt im Süden und ist mit fast 35.000 Einwohnern die größte Stadt der Insel. 1983 wurde die Altstadt zum UNESCO-Weltkulturerbe ernannt, nachdem ein Erdbeben sie 1980 vollständig zerstört und die Inselbewohner sie in Rekordzeit wieder aufgebaut hatten. Die Stadt strahlt eine Ruhe und Gelassenheit aus, die mich augenblicklich entspannen lässt. Wunderschön sind die kleinen Gassen mit ihren bunten Häuserfassaden und ihren verschnörkelten Metallbalkonen. Typisch für Terceira sind die pittoresken und oftmals sehr bunten Imperios . Das sind kleine Kapellen, die dem Heiligen Geist gewidmet sind. Es gibt sage und schreibe allein auf Terceira 68 Stück davon.
Mitten in der Stadt liegt der Jardin Duque de Terceira. Er ist ein Ruhepol in der Stadt und lädt nicht nur zum Spazierengehen ein, sondern auch zum Entspannen auf gepflegten Rasenflächen oder auf Bänken, umgeben von blühenden Pflanzen. Kinder spielen in Terceira eine große Rolle und sind überall willkommen, so natürlich auch in dem Park. Spielmöglichkeiten sind vorhanden, sodass der Park auch ein beliebtes Ziel für Familien ist. Zu meinem Lieblingsort in Angra do Heroísmo erkore ich jedoch recht schnell den Hafen. Der Blick auf das Meer, auf den danebenliegenden Monte Brasil und auf die Stadt selbst in all ihrer bunten Pracht ist einfach besonders schön. Ein beeindruckendes Bild bietet sich vor allem dann, wenn die Wolken gerade in dramatischen Formationen am Himmel hängen.
Unterwegs auf Terceira – Wandern auf dem Monte Brasil
Der Monte Brasil thront mit 205 Metern direkt neben Angra do Heroísmo und ist so etwas wie der Hausberg der Stadt. Tatsächlich ist der Berg jedoch ein Überbleibsel einer Vulkaneruption. Der Krater ist heute noch sichtbar und von den vier Hügeln des Monte Brasil umgeben. Es gibt diverse Wanderwege in dem Naturschutzgebiet und natürlich lassen wir es uns nicht nehmen die tiefgrüne Landschaft, für die die Azoren so bekannt sind, von Nahem zu bewundern.
Unsere Wanderung führt uns durch dichtbewachsene Wälder zum Krater und anschließend zu einer ehemaligen Festung, deren Ruinen an einem Aussichtspunkt liegen. Von den Aussichten kann ich hier gar nicht genug bekommen. Entweder geht der Blick hier auf sattgrünbewachsene Hügel und Berge oder auf schroffe Felsklippen und den weiten, tiefblauen Atlantik. Es ist spektakulär und gleichzeitig so idyllisch und friedlich, dass ich mir wünsche mich mit einer Decke hier niederzulassen und einfach nur den Tag und die Natur zu genießen. Aber ich bin hier um den Monte Basil kennenzulernen, deshalb muss ich den Plan mit der Decke aufs nächste Mal verschieben.
Gegen Ende unserer 5 Kilometer langen Wanderung stehen wir an einem Walbeobachtungspunkt. Mit ein bisschen Glück kann man von hier Wale und Delfine sehen. Wir geben uns größte Mühe und scannen das Meer mit den Augen ab, doch leider bleibt es uns trotz sonnigem Wetter und klarer Sicht versagt. Doch die Aussicht lohnt sich trotzdem, denn zu unserer Rechten und Linken sehen wir die Küstengebiete der Insel und die vorgelagerten Inseln Ilhéus das Cabras.
Unterwegs auf Terceira – Im Inneren eines Vulkans
Ein ganz besonderes Highlight der Insel ist der Vulkanschlot Algar do Carvão. Man sagt, dass dies die einzig begehbare Magmakammer der Welt ist. Umso spannender ist es für uns sie besuchen zu dürfen. Über eine Treppe gelangen wir vom Besucherzentrum an der Erdoberfläche in einen langen Schacht, der leicht schräg nach unten führt. Am Ende des Tunnels öffenen wir die Tür und stehen mitten in dem erloschenen Vulkan.
Ein Blick nach oben macht das Ausmaß dieses Wunders klar. Über meinem Kopf, in stattlicher Höhe, befindet sich die Öffnung des Vulkans. Bedingt durch das hereinfallende Sonnenlicht ist der Schlot von innen grün bewachsen. Über eine Treppe steigen wir tiefer in die Kammer. Im unteren Bereich stehen wir in einer gigantischen Höhle, deren Wände schwarz-braun gesprenkelt erscheinen. Dabei handelt es sich um erkaltete Lava. Ein surreales Bild. Wir steigen noch tiefer hinab und stehen vor einem kleinen See, der sich direkt auf dem Grund der Kammer befindet. Er ist fast ausgetrocknet, kann jedoch abhängig von den Wetterbedingungen auch eine Tiefe von bis zu 15 Metern erreichen.
Ein Besuch von Algar do Carvão ist ein absolutes Muss auf Terceira. Es ist ein schier überwältigendes Erlebnis mitten in einem erloschenen Vulkan zu stehen.
Unterwegs auf Terceira – Wal- und Delfinbeobachtung
Die Wetterbedingungen auf den Azoren sind Ende Oktober zwar relativ mild, jedoch ist es oft recht windig und auch mal regnerisch. Als wir morgens zum Hafen aufbrechen, um unsere Walbeobachtungstour per Boot anzutreten, sind wir guter Dinge. Das Wetter verspricht sonnig zu werden und Wind hält sich in Grenzen. Und tätsächlich: Schon bald geht es los. Wir brausen aufs offene Meer hinaus und erhalten währenddessen eine Einführung in Delfin- und Walkunde.
Je weiter wir hinausfahren, desto höher werden die Wellen. Das Boot schaukelt hin und her, während wir angestrengt aufs Meer blicken, um Wale oder Delfine zu erblicken. Plötzlich passiert es. Mehrere Flossen erscheinen vor dem Boot und verschwinden genauso schnell, wie sie gekommen sind. Es sind Delfine und sie scheinen unser Boot zu umkreisen, denn mal erscheinen die Flossen an der einen Stelle, um sich im nächsten Moment wieder an einer ganz anderen Stelle blicken zu lassen. Es ist eine Herausforderung sie zu fotografieren, den sie sind so schnell, dass man kaum reagieren kann.
Wale lassen sich leider nicht blicken. Während der Wellengang immer stärker wird, machen wir uns auf den Weg zu einem anderen Sichtpunkt. Meter für Meter schaukelt sich das Boot vorwärts. Und auch wenn ich das bis zu dem Punkt nicht gemerkt habe, mein Magen schaukelt mit und ich werde langsam oder sicher von einer fiesen Seeübelkeit ergriffen. Wale sehen wir leider auch am anderen Sichtpunkt nicht mehr. Vermutlich wäre zu dem Zeitpunkt meine Freude darüber auch nur noch mittelmäßig ausgefallen, denn die Übelkeit hat mich fest im Griff und ich muss die Augen schließen, um das Geschaukel ertragen zu können. Zurück an Land bin ich schnell wieder fit. Vielleicht klappt es mit den Walen ja ein anderes Mal. Ich freue mich, dass wir wenigstens Delfine gesehen haben.
Unterwegs auf Terceira – Die Naturpools von Biscoitos
Terceira ist keine klassische Strandinsel. Es gibt zwar einige wenige Strände, doch dafür gibt es umso mehr Naturpools, die sich meist in spektakulärer Lage befinden und besonders außergewöhnliches Schwimmvergnügen versprechen. Wunderschön sind zum Beispiel die Naturpools von Biscoitos. Während die Wellen gegen die schwarzen Vulkansteinformationen peitschen, gibt es mittendrin mehrere abgetrennte Bereiche für Schwimmer. Fast wie in einem Labyrinth kann man zwischen den Felsen im Atlantik schwimmen und ist dabei trotz hohem Wellengang sicher.
Unterwegs auf Terceira – Infos & Tipps
Anreise & Transport
Airberlin fliegt Terceira (Flughafen Lajes) seit Mai 2016 direkt an. Vor Ort gibt es Flug- und Fährverbindungen zwischen den einzelnen Inseln, sodass Inselhopping eine interessante Option darstellt. Um flexibel zu sein, sollte man vor Ort einen Mietwagen buchen.
Unterkunft
Ich habe im Hotel Angra Garden gewohnt, welches zentral am Praça Velha liegt. Es handelt sich dabei um ein 3-Sterne-Hotel, das direkt neben dem Rathaus liegt. Der Hafen und diverse Einkaufsmöglichkeiten sind von dort gut zu Fuß zu erreichen. Ein weiterer Tipp, für alle die das Besondere und Ursprüngliche suchen und in die Geschichte der Azoren eintauchen möchten: Quinta do Martelo ist eine Unterkunft, ein Restaurant und ein Museumsdorf in einem. Hier wohnt und isst man traditionell und kann in diversen Schauhäusern einen Einblick in die Geschichte von Terceira nehmen.
Speisen & Restaurants
Auf den Azoren gilt es natürlich traditionsreich und regional zu essen. Typisch sind reichhaltige Fleisch- und Fischspeisen, wie auch Meeresfrüchte. Als besondere Delikatesse kann ich Dir Lapas empfehlen. Es handelt sich dabei um traditonell zubereitete Napfschnecken. Der Alcatra ist ein Rindfleischtopf, den ich als Vegetarier/Pescetrarier jedoch nicht probiert habe. Sehr schmackhaft und typisch azorisch ist zudem die Sopa de Mar. Was sie besonders macht? Zum einen natürlich der aromatische Geschmack, zum anderen die Art, wie sie serviert wird. Du bekommst sie nämlich in einem ausgehöhlten Laib Brot. Folgende Restaurants kann ich Dir empfehlen: Cais d’Angra, Caneta, Beira Mar und Quinta do Martelo.
Unterwegs auf Terceira – Interessantes
- Auf Terceira leben doppelt so viele Kühe wie Menschen.
- Die Bucht von Praia da Vitoria ist sehr beliebt bei Surfern und war schon mehrfach Schauplatz von Surfmeisterschaften.
- Die Azoren sind ein sehr günstiges Reiseziel, da hier die Steuern niedriger sind, als auf dem Festland. Ein Kaffee kostet im Café etwa 0,70 Euro.
- Vom 1. Mai bis 15. Oktober finden auf Terceira Bullfights in den Straßen statt. Dabei handelt es sich um eine Form des Stierkampfes, bei der der Stier nicht verletzt wird.
- Das Lieblingsspiel der Azorer heißt Marralhinha. Es handelt sich dabei um ein Brettspiel, das unserem „Mensch ärgere Dich nicht“ sehr ähnelt.
*Vielen Dank an Visit Azores für die Einladung zu der Reise. Meine Meinung wird dadurch nicht beeinflusst.
Warst Du schon auf den Azoren? Welche Inseln hast Du bereist und wie hat es Dir gefallen?
[…] Flieger. Denn seien wir mal ehrlich, wer lässt sich so ein Naturparadies entgehen? Ich durfte die Insel Terceira erkunden und da gab es einige Highlights, wie Du in meinem Artikel nachlesen […]