Das Gerberviertel in Marrakesch ist eine der zahlreichen Touristenattraktionen in der Stadt. Es liegt noch innerhalb der Stadtmauer der Medina, allerdings ein wenig abgelegen vom allseits bekannten Djemaa el Fna. In der Regel findet man es nicht zufällig, sondern muss es gezielt suchen. Und damit fängt tatsächlich das Drama an, das viele Leute „Abzocke“ nennen.
Wir waren auf dem Weg in den Bahia Palast, als uns ein älterer Herr vor einem Geschäft den Rat gab doch einen Abstecher in die andere Richtung zu machen, um das Gerberviertel zu besuchen. Da es nur einen lockeren Plan für den Tag gab, ließen wir uns auf den Vorschlag ein und folgten seiner Wegbeschreibung durch die schmalen Gassen der Medina. Es dauerte nicht allzu lange bis wir unterwegs erneut fragen mussten. Zwar hatten wir unterwegs ein oder zwei „Tannery“-Schilder gesehen, kamen uns aber trotzdem ein wenig verloren vor. Wir fragten an der Tür eines Geschäfts nach und während uns der Verkäufer gerade den Weg erklären wollte, kam plötzlich ein junger Mann an dem Geschäft vorbei. Die beiden unterhielten sich kurz auf Arabisch und schließlich hieß es, dass wir ihm folgen sollten.
Die Abzock-Stories rund um die „Fake-Guides“ in Marrakesch waren mir zu dem Zeitpunkt durchaus ein Begriff und ich war während unseres gesamten Marrakesch-Aufenthalts akribisch darauf bedacht diesen Typen aus dem Weg zu gehen. Es heißt, dass sie einem den Weg zeigen und dann horrende Summen als Belohnung fordern. Und genau in diesem Moment schrillten meine Alarmglocken im Kopf in den höchsten Tönen. Also lehnte ich dankend und freundlich ab und sagte, dass wir es auch alleine finden würden. Daraufhin fing der Guide an zu lachen und sagte, wir bräuchten uns keine Sorgen machen. Er müsse eh in die Richtung und wir könnten ihm einfach folgen, ohne Bezahlung. Er wirkte vertrauenserweckend, also folgten wir ihm ein wenig zaghaft. Er sprach ganz gut Englisch und wir unterhielten uns recht freundlich. Nach einem recht langen Fußweg zeigte er auf eine große Mauer und erklärte uns, dass dahinter das Gerberviertel wäre. Er brachte uns zum Eingang, verabschiedete sich und verschwand in einem Laden ganz in der Nähe. Er wollte kein Geld, so wie er gesagt hatte.
Das Gerberviertel in Marrakesch
Am Eingang des Gerberviertels waren wir nicht lange allein. Ein älterer Mann gesellte sich zu uns. Er drückte uns ein Bündel Minze in die Hand und erklärte auf Deutsch, dass diese gegen den strengen Geruch in der Gerberei hilft. Er nahm uns mit ins Innere und während wir durch den Dreck und Matsch auf dem Boden stampften, zeigte er uns das Gelände und erklärte die schweren Arbeitsbedingungen der Gerber. Die ganze Prozedur dauerte vielleicht 10 maximal 15 Minuten. Es war durchaus interessant. Ein Muss? Soweit würde ich nicht gehen, aber wenn man eh ein bisschen Zeit hat, warum also nicht? Man kann sich die Gerberei auch alleine ansehen und muss keinen Guide dafür in Anspruch nehmen. Ich fand es jedoch ganz angenehm, dass wir jemanden dabei hatten, der uns ein wenig herumführte und hier und da etwas erklärte.
Am Ende der Führung brachte er uns zu einem Laden mit Lederwaren (Oha!). Während unser Führer draußen blieb, tranken wir mit den Verkäufern Tee und letztendlich kaufte ich tatsächlich nach harten Preisverhandlungen ein Souvenir. Wurde ich gezwungen? Nein! Ich gebe zu, wenn man es sich erstmal in dem Laden gemütlich gemacht hat und sich nett unterhält und Tee trinkt, ist man letztendlich doch eher gewillt etwas zu kaufen. Das kennst Du doch auch. Es kamen jedoch auch Leute rein und gingen ohne Einkäufe wieder raus.
Am Ausgang trafen wir wieder auf unseren deutschsprechenden Führer. Dieser wollte uns prompt noch die Frauenkooperative und ihre Produkte zeigen, aber da hatten wir keine Lust mehr und lehnten dankend ab. Auf seine Frage nach ein wenig Bakschisch, gab ich ihm 20 Dirham (ca. 2 €). Meiner Meinung nach ein angemessener Preis. Er bedankte sich freundlich und zog von dannen.
Und nun die große Frage? Wurden wir abgezockt? Offenbar ja. So sagt es jedenfalls das Internet. Aber, das Ding ist: Wir fühlten uns nicht abgezockt. Erst im Nachhinein las ich von den Methoden Touristen ins Gerberviertel zu locken. Und ja, es hörte sich ganz nach unserer Geschichte an. Aber da ich es eh gerne sehen wollte, kam mir der Guide, der uns hinführte, gerade recht. Und er sagte die Wahrheit und wollte im Anschluss tatsächlich kein Geld von uns. Unser Gerberei-Führer hatte sich sein Bakschisch verdient. Die 2 € waren es mir durchaus Wert. Und das ich letztendlich in dem Lederwarengeschäft etwas gekauft habe, bereue ich bis heute nicht. Also, Abzocke oder ein netter kleiner Ausflug ins Gerberviertel? Für mich war es Letzteres.
Wir findest Du noch weitere meiner Marokko-Artikel:
Ait Ben Haddou – Das wohl schönste Berberdorf in Marokko
Marrakesch mit Kind – Verrücktes Treiben in der Medina
Warst Du schon im Gerberviertel in Marrakesch? Was hast Du für Erfahrungen gemacht? Verrate es mir einem Kommentar!
ItineraMagica says
Interessanter Beitrag. Ich stimme dir völlig zu – Abzocke würde ich das nicht nennen. Diese Menschen sind respektvoll gewesen und haben dir auch wirklich etwas angeboten (dass du auch hättest ablehnen können) – im Endeffet hat jeder etwas davon bekommen. Ich gehe Ende des Jahres nach Marrakech, ich freue mich schon!
Evelyn says
Schöner Bericht! Ich kenne diesen Zwiespalt. Man befürchtet, über’s Ohr gehauen zu werden und letztlich wollte der Mensch nur nett sein und dann ärgert man sich über sich selbst, immer zuerst was „gemeines“ zu denken.
Und zu den Tourführern: ich finde es schön, wie du das darstellst. Ablehnen kann man immer, aber ich finde, wenn man sich auf die Menschen einlässt, können sie einem wundervolle Geschichten erzählen. Ich zahle gerne ein paar Euro für Informationen aus erster Hand, und der Mensch sich sicher gerne sein Abendessend davon.
Sabine says
Hallo Evelyn,
man muss einfach öfter mal auf sein Gefühl hören, was die Menschen angeht. So wie Du schon sagst, verpasst man sehr viel, wenn man immer auf der Hut ist und Angst vor Kontakten hat.
Joachim says
Die eingesetzten Honorare stehen in keinem Verhältnis zu den Kosten für Übernachtung und Flug. Ich finde es ok, wenn von dem ganzen Geld, die man in seinen Urlaub investiert, auch etwas bei denjenigen landet, die nicht in der ersten Reihe an den Futtertrögen stehen. In Marokko allgemein und in Marrakesch besonders gibt es aber durchaus Glücksritter, die mit einem überzeugenden und vor allem stoisch-beharrlichen Anquatscherfolg mehr verdienen als beispielsweise Bauarbeiter an einem ganzen Tag. Es hat sich in den letzten Jahren bei einigen Leuten die Mentalität entwickelt, Touristen unverlangte Dienstleistungen angedeihen zu lassen und dafür entlohnt werden zu wollen. Wenn man die Nummer durchschaut hat, kann man dem sehr einfach aus dem Weg gehen oder solche Interaktionen spielerisch und mit Humor auflösen. Man sollte aber stets aufpassen, kein generelles Misstrauen gegen hilfsbereite Marokkaner zu entwickeln, weil man sich sonst sehr viele schöne Erfahrungen verbaut.
Sabine says
Hallo Joachim,
Du hast natürlich Recht. Bei aller Vorsicht, sollte man nicht verpassen, sich ein wenig auf die Menschen einzulassen. Meist erlebt man auf diese Art und Weise ja die interessantesten Dinge.
Viele Grüße,
Sabine
Monika and Petar Fuchs says
Unter Abzocke verstehe ich auch etwas Anderes. Für mich ist das, wenn jemand einen unverhältnismäßig hohen Preis für etwas verlangt, das diesen nicht wert ist. Und wenn dieser Jemand sich penetrant aufdrängt und nicht abweisen lässt. Das scheint in Deinem Fall aber nicht so gewesen zu sein. Zwei Euro für die Führung durchs Gerberviertel inklusive Erklärung gehören für mich nicht dazu. Schließlich hat er für seine Entlohnung ja etwas geleistet. Ob man dann anschließend in den Laden geht oder nicht, sollte man selbst wissen.
Jakob says
Mir gingen die Fake-Guides nach einiger Zeit schon so auf die Nerven. Irgendwann sank leider auch das Vertrauen in die ehrlich hilfsbereiten Menschen. Jugendliche, die an bestimmten Weggabelungen warten und dir dann ihr Hilfe beim Finden des Weges anbieten…Irgendwann verlor ich dann die Lockerheit, und es war mühsam, genau aufzupassen wen man nach dem Weg fragen kann. Beim Gerberviertel war ich auch, und wurde auch in das Geschäft geführt. Und hab das dann ohne etwas zu kaufen wieder verlassen.
Trotzdem hat mir Marrakesch gut gefallen.
Liebe Grüße,
Jakob
Sabine says
Hallo Jakob,
generell halte ich es auch für richtig, dass man auf der Hut und vorsichtig ist. Es hilft schon sehr die grundlegenden Tipps in puncto Sicherheit zu befolgen, wenn man keine schlechten Erfahrungen machen möchte. Aber man darf sich da auch nicht zu sehr reinsteigern, sonst verschließt man sich einfach zu sehr für die normalen und meist auch netten Begegnungen mit Einheimischen. My 2 Cents ;-).
Matthias says
Wir waren im November in Marrakesch und haben dort auch eine kleine Führung durch dieselbe Gerberei gemacht wie du. Wir haben für zwei Personen 50 Dirham bezahlt; waren an diesem Tag allerdings mit einem deutschsprachigen, sehr renommierten Stadtführer unterwegs und hegten deshalb ohnehin keinen Zweifel daran, dass dieser Obolus in Ordnung sei. Zwar liest man immer wieder, dass man sich das Gerberviertel auch ohne Führer ansehen kann, doch erstens sind auch die Informationen interessant und zweitens sollte man bedenken, dass es reale Betriebe sind, die mit dem Gerben von Leder ihr Geld verdienen. Ob man da tatsächlich ohne Führer reinkommt und einfach so rumlaufen darf, weiß ich nicht. Jedenfalls ist es das Recht eines jeden Unternehmens, für eine Besichtigung einen kleinen Preis zu verlangen, zumal wenn dadurch vielleicht die Arbeit etwas aufgehalten wird. Ich denke, für die Gerbereien ist das Herumführen von Touristen ein kleines Nebengeschäft, das von eigens abgestelltem Personal erledigt wird. Das empfinde ich auch nicht als Abzocke, solange die Preise nicht übertrieben sind. Die „Schlepper“ auf dem Weg dorthin sind wohl das größere und nervigere Problem.
Oliver says
Wir hatten selbst ins Gerberviertel gefunden. Und es verlief ähnlich wie bei dir. Ein Mann bot sich als Führer an. Gab uns Minze gegen den unangenehm Geruch und führte uns zehn Minuten herum. In dem Laden wollten wir nichts kaufen. Als ich dem Mann dann ebenfalls zwanzig Dirham anbot. Blickte er mir ins Gesicht und sagte „that’s nothing!“ Und forderte hundert Dirham. Ich versuchte ihm dann zu erklären, dass zehn Euro für zehn Minuten ein etwas hoher Lohn sind und gab ihm drei Euro. Er war böse und wir zogen davon.
Ich fühlte mich nicht übers Ohr gehauen. Sondern war schockiert wie dreist er mehr Geld forderte und sagte es wäre zu wenig. In einem Land wo Tagelöhne von fünf Euro nicht unüblich sind.
Genau so erging es uns auch in Fes Im jüdischen Viertel. Ein Mann wollte uns zur Synagoge bringen obwohl ich sagte alles ist gut und wir kennen den Weg. Er sagte er arbeitet dort und er will kein Geld. Vor der Synagoge nach nicht einmal zwei Minuten forderte er Geld. Als ich ihm zehn Dirham geben wollte forderte er erneut hundert. Dann habe ich wirklich etwas Dampf ablassen müssen. Er hatte eben noch gesagt er will kein Geld und ich sagte wir brauchen keine Hilfe. Und auf einmal will er zehn Euro für zwei Minuten? Er ist dann Kleinlaut abgehauen.
Ich habe die Marokkanern außerhalb der Touristenzentren als sehr sehr gastfreundlich und nett wahrgenommen. Aber diese Möchtegernguides sind echt ein Witz. Ich habe immer versucht höflich aber sehr bestimmt mit ihnen umzugehen. Man darf nur nie die Kontrolle verlieren und muss immer Herr der Situation bleiben.
VG
Olli
Frauke says
Hallo, ist uns auch gerade passiert und das lief etwas anders. Die Preise in dem Laden waren extrem überteuert. Der Mann hat uns 2 Poufs und ein Täschchen für ca. 500 € angeboten. Ich konnte ihn zwar stark runterhandeln, aber da ich keine Ahnung von den üblichen Preise hatte, habe ich immernoch deutlich zuviel bezahlt. Das wäre ja noch okay gewesen. Aber als wir rauskamen, stand da auch dieser Gerberguide. Der hatte uns vorher ca. 3 min etwas erklärt, was wir gar nicht wissen wollten und wollte nun bezahlt werden. Ich gab ihm 50 Dirham, aber er verlangte das doppelte, weil wir zu zweit waren. Als ich ihm nicht mehr geben wollte, kam der erste Mann, der uns ganz am Anfang den Weg gewiesen hatte, plötzlich dazu und nötigte uns, ihm das Geld zu geben. Erst dann konnten wir ungehindert alleine aus dem Viertel gehen. Auf dem Weg kam uns alle 100 m ein europäisches Paar mit einem Führer entgegen. Also das ist durchaus eine Abzockmethode.
Sabine says
Hallo Frauke,
Deine Erlebnisse sind den meinen ja ganz ähnlich. Der einzige Unterschied ist wohl, dass ich mich zu keinem Zeitpunkt bedrängt fühlte oder genötigt wurde mehr zu bezahlen.
Thomas says
Scheint eine neue Masche zu sein.
Als wir aus dem Laden gingen (in welchem wir nach der unbestellten Gerbertour gebracht wurden), kam der Gerberguide und wollte 200 MAD (20 – max 50 war ich prinzipiell bereit zu geben, hatte aber nur 100MAD und bot ihm deshalb 2 Euro an).
Als ich ihm keine 200 geben wollte, war er sauer und tat total beleidigt und plötzlich kamen mindestens 5 Marrokaner von allen Seiten an (alt und jung) und schrien ich solle ihm die 200 MAD geben, denn 2 Euro wären „nichts“.
Wie gesagt sie fragten nicht, sondern schrien und wurden agressiv (wild gestikulierend in Gesichtsnähe und schreiend).
Ich habe dann gesagt das ich nur mit dem Gerberführer reden werde und versucht die Lage zu beruhigen. Das hat insofern gewirkt, das sich der schreinde, agressive Mob in die 2. Reihe verzog. Am Ende hat der Gerberguide dann 50 MAD geholt und ich gab ihm die 100 dafür.
Die Stimmung war bedrohlich, laut und explosiv.
Daher 100% dreiste Abzocke! Mich wundert das die so mit Touristen umgehen. Da wünscht man sich das da keiner mehr hingeht.
Sabine says
Ganz richtig und ich habe während meines Aufenthaltes alleine als Berlinerin in Marrakesh extrem viel Stress! Ich bin freundlich und den Menschen überall auf der Welt zugewandt, aber hier sind alle Menschen offenbar ausschließlich daran interessiert, mir mein hart verdientes Geld aus der Tasche zu ziehen! Ich werde nie wieder in dieses Land zurück kehren und gehe mit einem sehr schlechten Gefühl nach Hause! Sabine
Gregor says
Bei unserem Besuch in Marrakesch gingen auch wir durch die Gassen. Dann sprach uns eine Person an und verwies uns an den zufällig zu den Gerbern gehenden Passanten. Ihm folgten wir, da ich schon immer mal eine echte Gerberrei riechen wollte. Auf dem zick zack Weg war ich die ganze Zeit skeptisch und aufmerksam. Beim Tor der Gerberei angekommen, gab es zufällig grade jemand mit der Minze „Gasmaske“. Auch hier war ich achtsam und wir beide konnten die Gerberrei ansehen. Das fand ich spannend, aber dauerte nur ca. 5Min. Danach wurden wir noch in einen Lederladen gebeten, sahen auch schöne Produkte und gingen aber ohne Kauf. Auf dem Weg zurück erschien wieder der Führer der Gerberei und wollte den besseren Weg zurück lotsen. Plötzlich waren wir in der engeren Gasse von allen 3 Akteuren umgeben und wurden gebeten 150Mad locker zu machen. Man fühlt sich ziemlich doof wenn man selbst und seine Partnerin so bedrängt wird. 20Mad waren denen nicht genug und das jammern und bedrängen ging los. Alle Akteure hielten sich zumindest fast zurück, wir sprachen uns ab und verließen die Gasse mit Mühe. 50Mad waren wir bereit für die kurze Führung zz zahlen znd da wir wissen da die Leute arm wie Hund sind. Aber schlagartig wurde mir von diesen Typen das „hilfbereite“ Bild der Einwohner gänzlich kaputt gemacht. :(
Christina says
Moin, mein Mann und ich waren im Februar 2019 in Marrakesch. Wir sind auch von einem jungen Mann angesprochen worden, ob wir Lust hätten uns das Gerberviertel anzusehen und ein paar tolle Fotos zu machen. Da ich da eh hin wollte ließen wir uns den Weg beschreiben. Leider stellte sich das als wirklich schwierig heraus, so das wir uns etwas später dann führen ließen. Uns war klar, das es etwas kosten wird. Dieser junge Mann erzählte uns auf dem Weg was die „Jungs“ in der Schule lernen, er zeigte uns sogar die Maschinen der „Araber“ wie die ihr Leder gerben.
Dann kamen wir zu dem Tor, wo uns ein älterer Mann das Minzbündel gab und uns ca 15 Minuten erklärte wie die Berber ihr Leder bearbeiten und zeigte uns die einzelnen Schritte und wir sahen die harte Arbeit der Männer.
Auch wir kamen dann zu dem Laden. Da wir seit wirklich langer Zeit neue Lederjacken haben wollten, kannten wir ja die Qualität und die Preise in Deutschland. Wir haben natürlich auch stark handeln müssen um zu unserem Zielpreis zu gelangen. Auch uns hat keiner genötigt etwas zu kaufen, es passte halt nur gerade sehr gut.
Am Ausgang wartete der ältere Mann und bat um 100 Dirham. Wir fanden das OK und gaben ihm das Geld. Dann kam auch schon der junge Mann um uns wieder aus den Gewirr der Gassen zurück zu führen.
Auch er bat um 100 Dirham. Da wir ja von ihm auch so etwas wie eine kleine Führung erhalten hatten, fanden wir das ok.
Sie waren alle nett und freundlich, wir haben uns nie bedroht oder unbehaglich gefühlt und wir haben ja auch im Hinterkopf, dass die Menschen dort nicht so etwas wie eine Rente bekommen. Es gab eine Dienstleistung und die wird dann angemessen bezahlt. Wir fühlten uns bei den Berbern nicht abgezockt.
Peter says
Uns ging es heute ähnlich. Wir waren uns bewusst, dass wir geködert wurden, ließen uns aber darauf ein. Die Guides hatten verteilte Rollen. An der (bis 2021 wegen Renovierung geschlossener) Medersa Ben Youssef spricht der Anreisser einen an, geht ein kurzes Stück, übergibt an einen Freund, der angeblich zufällig die Richtung geht und der übergibt an den Berber der Kooperative. Wenn es denn ein Berber und eine Kooperative ist. Nach Einführung in das Handwerk geht der Gang zum Geschäft. Wir haben etwas in freundlicher Atmosphäre gekauft. Der Berber wartete auf uns und wollte uns dann weiterführen. Angeblich zu einem großen Platz. Wir wollten aber nicht mehr. Als ich ihn bat, mir zu sagen, was wir bezahlen müssen, wurde er komisch. Ich bot 20 DHM. Da tauchte der zweite Guide auf, immer noch freundlich aber bestimmt. Wir wurden stark bedrängt. Ich fragte nochmal, er solle mir doch den Preis sagen. 100 DHM. Wir zahlten, dann blieb uns aber der zweite Guide auf den Fersen und wollte uns wer weiß wo hinführen. Auch ihn mussten wir auszahlen. Es war ein Abenteuer. Hätten sie uns gleich gesagt, was passiert und was es kostet, wir hätten es auch so gemacht. Aber das ist wohl eine Frage der Kultur.
Sabine says
Hallo Peter,
danke für Deinen Kommentar.
Franziska Bergmann says
Ein sehr interessanter Artikel über das Gerberviertel in Marrakesch. Mich würde tatsächlich interessieren, wie in anderen Kulturen die Gerberei vorangetrieben wird. Ich glaube auch, dass es sich lohnen kann einen Guide zu haben. Wenn man sich ohnehin das Gerberviertel anschauen möchte, kann einheimische Gesellschaft nie schaden.
Sebastian says
Wir sind per Taxi zum Gerberviertel. Dann zu der grossen Gerberei gegangen. Es kam einer und sagte er zeigt es uns. Ich hab gesagt ich geb dir 40 DH für einmal rumführen und hab klar gesagt ich will nichts von dem Krempel kaufen. Er hat uns Alles gezeigt, auch hinter den kleinen Türen wie die die Felle abkratzen etc. wirklich sehr nett. Zum Schluss wollte er uns dann doch in den Laden schleppen. Wir haben ihm nen 50er gegeben, haben danke gesagt, sind nicht in den Laden und Alle waren happy. Der Gestank ist übrigens wirklich krass. Wie im Schweinestall :)