In einen Vulkan hinabzusteigen stand eigentlich nie auf meiner Bucket List. Der Grund dafür war recht simpel: Mir war nie bewusst, dass so etwas überhaupt möglich ist. Umso mehr war mein Interesse geweckt, als es im Herbst auf die Azoreninsel Terceira ging und einer der Programmpunkte den Besuch einer Vulkanhöhle vorsah.
Algar do Carvao – ein 3200 Jahre altes Naturphänomen
Die Vulkanhöhle Algar do Carvao kann zweifelsohne als Highlight der Insel bezeichnet werden. Der Vulkanschlot ist 90 Meter tief und entstand vor 3200 Jahren. Eine nachfolgende Eruption de Vulkans Pico do Carvao vor 2000 Jahren hinterließ zudem mehrere Magmakammern mit erstarrter Lava, sodass ein begehbarer Hohlraum entstand, der 1893 erstmalig von Menschen betreten wurde. Der Zugang gestaltete sich jedoch sehr schwer, sodass die Höhle erst Ende des 20. Jahrhunderts für die Öffentlichkeit freigegeben werden konnte. Algar do Carvao ist, so heißt es, ist die einzig betretbare Vulkanhöhle weltweit.
Algar do Carvao – Abstieg in den Vulkan
Ich bin ein wenig aufgeregt, als wir Algar do Carvao im Landesinneren der Insel Terceira erreichen. Kleine Schauer der Vorfreude jagen mir über den Rücken, denn seien wir mal ehrlich, dies ist ein ganz und gar einzigartiges Erlebnis. Wir stehen vor einem dicht bewachsenen grünen Hügel. Den eigentlichen Schlot sieht man von unserer Position nicht, was die ganze Sache irgendwie surreal macht.
Wer nun glaubt, wir klettern an Seilen oder Leitern den Schlund hinunter, der hat zu viele Abenteuerfilme gesehen. Der Eintritt in die Vulkanhöhle Algar do Carvao gestaltet sich nämlich bei Weitem nicht so spektakulär, wie man erst vermuten mag. Wir betreten ein Besucherzentrum, müssen einige Treppen hinabsteigen und einen langen und schräg nach unten verlaufenden Tunnel entlanggehen. Und dann sind wir drin. Mein Blick geht nach oben und ich sehe durch die dicht bewachsene Öffnung den Himmel. In der Höhle ist es kühl und relativ dunkel. Wir befinden uns im oberen Bereich, nicht allzu weit von der Öffnung entfernt.
Über Treppen geht es weiter hinab in die Tiefe. Die Wände sind durch Stalagmiten und Stalaktiten gekennzeichnet und weisen eine rot-braun gesprenkelte Farbgebung auf, was auf Eisenoxid zurückgeht. Je weiter wir hinabsteigen, desto dunkler wird es. Kleine Lampen an den Wänden weisen den Weg. Und während der obere Vulkanschlund noch einen üppig-grünen Bewuchs aufweist, finden wir weiter unten nur noch wenige Hinweise auf Pflanzen. Nichtsdestotrotz bahnt sich auch hier unten das Leben seinen Weg. Tatsächlich sehe ich in der Nähe der Lampen das eine oder andere zarte Pflänzchen hervorlugen. Wir steigen hinab bis zu dem tiefsten Punkt der Höhle. Dort befindet sich ein See, der bis zu 15 Meter tief sein kann. Heute ist das nicht der Fall, denn der See ist fast ausgetrocknet. Je nach Wetterlage kann sich das jedoch schnell ändern und der untere Teil der Höhle volllaufen.
Ich lasse nochmal den Zauber dieses Erlebnisses auf mich wirken, verneige mich gedanklich vor der Kraft der Natur und beginne ganz langsam wieder den Aufstieg. Jedoch nicht ohne immer wieder stehen zu bleiben, mich ehrfürchtig umzusehen und zu staunen.
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Vielen Dank an Visit Azores für die Einladung zu dieser Reise.
[…] Ein ganz besonderes Highlight der Insel ist der Vulkanschlot Algar do Carvão. Man sagt, dass dies die einzig begehbare Magmakammer der Welt ist. Umso spannender ist es für […]