Es gibt einige Dinge, die man bei einem Besuch auf Zypern gesehen haben muss. Dazu gehören neben dem Troodos Gebirge im Landesinneren auch die geschichtsträchtige Hauptstadt Nikosia, die als letzte geteilte Stadt in Europa gilt.
Nikosia wollen wir uns bei unserem Zypern-Aufenthalt natürlich nicht entgehen lassen. Mit dem öffentlichen Bus soll es morgens schon losgehen, doch an der Stelle, wo eigentlich eine Bushaltestelle sein sollte, befindet sich leider keine. Wir versuchen die vorbeifahrenden Busse durch Winken anzuhalten, aber die fahren freundlich lächelnd weiter. Wir fragen Einheimische und die bestätigen uns, dass hier der Bus nach Nikosia fährt. Doch es will uns keiner mitnehmen, es hält nicht einmal einer an. Wir sind verwirrt und nehmen schließlich genervt und ganz Touri-Like ein Taxi in den nächsten größeren Ort, nach Ayia Napa, wo wir auch endlich eine Bushaltestelle samt Bus nach Nikosia finden. Frag mich nicht, was da schief gelaufen ist, ich weiß es nicht. Aber dies sollte nicht die erste Panne des Tages bleiben.
Die geteilte Stadt
Nikosia ist eine uralte Stadt, deren erste Nennung auf das 7. Jahrhundert vor Christus zurückgeht. Damals hieß die Stadt noch Ledra und heute erinnert die Haupteinkaufsstraße in der Stadt an genau diese Zeit, indem sie als Namensvetterin dient. Die Ledrastraße überzeugt jedoch nicht nur durch ihre zahlreichen Shops und kleinen Boutiquen. Nein, es verbirgt sich noch etwas viel interessanteres dahinter. Die Ledrastraße führt direkt auf die grüne Grenze zu, die Zypern in den griechischen Süden und den türkischen Norden teilt. Griechen und Türken beanspruchen Nikosia beide als ihre Hauptstadt und haben an der grünen Grenze einen Grenzposten errichtet, der Fußgängern den Übergang auf die jeweils andere Seite ermöglicht. Überwacht wird die Grenze von den Vereinten Nationen und hat somit durchaus offiziellen Charakter, auch wenn dieser nicht immer klar zum Ausdruck kommt, denn die Grenzbeamten sehen ihre Aufgabe ganz entspannt. Tja, und an dieser Stelle fällt mir wie Schuppen von den Augen, dass ich die Reisepässe für uns vergessen habe. Nicht etwa, weil ich nicht wusste, dass man Reisepässe für den Grenzübergang benötigt. Das war mir völlig klar. Ich hab sie einfach vergessen. Wer mich kennt, der weiß, dass ich eigentlich nie etwas vergesse. Ich ärgere mich grün und blau, denn natürlich möchte ich die Ledrastraße auch auf der türkischen Seite entlang wandern. Der kleine und der große Mann sehen meinen Fauxpas ganz locker, denn an Pässe haben sie auch nicht gedacht. Die Personalausweise bringen uns in dem Moment auch nicht weiter, denn natürlich hat mein siebenjähriger Sohn noch keinen Perso. Soviel zum Thema Pannen auf Reisen.
Der griechische Teil von Nikosia
Doch wir machen das beste aus der Situation und wandern durch die kleinen Seitenstraßen von Nikosia. Hier befinden sich viele Wohnhäuser, kleine Shops und Bars und vereinzelnd auch Restaurants. Wir setzen uns in ein Café, trinken Wein und beobachten das Treiben auf den Straßen. Eher zufällig als geplant kommen wir später an der Faneromeni Kirche vorbei, die 1872 unter türkischer Herrschaft erbaut wurde und die größte Kirche in Nikosia ist. Später spazieren wir an der Stadtmauer entlang, die die Altstadt sternenförmig umschließt und aus dem 16. Jahrhundert stammt. An vielen Stellen ist die Mauer heutzutage duchgebrochen, damit der Verkehr ungehindert fließen kann. Wer sich mit der zypriotischen Geschichte und Kultur auseinandersetzen möchte, findet abseits der Altstadt das Zypernmuseum. Hier werden bedeutende archäologische Funde der Insel ausgestellt, deren Ursprung teilweise bis in die Jungsteinzeit zurückreicht.
Bist Du in Nikosia schon einmal über die grüne Grenze gegangen? Wie war es auf der anderen Seite? Was haben wir verpasst? Erzähle es mir per Kommentar!
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