Seit sieben Jahren ist Tag für Tag mein Sohn an meiner Seite. Ein Mensch, dessen Existenz mein Leben völlig auf den Kopf gestellt hat. Mit seiner Geburt haben sich meine Prioritäten in eine völlig andere Richtung verschoben, eine Richtung die mir gut tut, die mich zu einem besseren und weniger egoistischen Menschen gemacht hat. Während ich früher mit Freundinnen, meinem Partner oder auch alleine verreist bin, ist heute mein Kind dabei.
Was hat sich dadurch verändert?
Eine ganze Menge.
In der Baby- und Kleinkindphase war Reisen mit Kind vor allem gleichbedeutend mit logistischem Aufwand. Von Fläschchen über Pampers und Brei bis hin zum Reisebettchen und Buggy musste alles mit, was nicht niet- und nagelfest war. Dass wir auf dem Weg zum Flughafen vor lauter Krempel nicht zusammengebrochen sind, wundert mich heute noch. Teilweise war ich damals auch schon alleine mit Kind unterwegs, d. h. ohne meinen Mann, und da wurde das Ganze richtig abenteuerlich. Wenn der Kleine dann mitten im Gepäckwahnsinn heulend vor einem steht und brüllt: „MAAAAMAAAA! ARM!“ muss man halt improvisieren und sich das Kind mitsamt zwei Trolleys, zwei Handgepäckstücken und einem riesigen Teddy-Eisbären irgendwo an den Körper klemmen. Es geht alles, man muss nur gute Nerven haben.
Aber wenn man merkt, wie das Kind, nach einem langen grauen Winter in Deutschland, in der Sonne plötzlich aufblüht, am Strand buddelt und es gar nicht fassen kann, dass im flachen Wasser am Strand viele kleine Fische um ihn herum schwimmen, dann geht einem das Herz auf und man möchte mehr davon. Mehr davon für das Kind und mehr davon für sich selbst, weil es ein unsagbar gutes Gefühl ist, wenn man das eigene Kind glücklich sieht.
In diesem Alter sind geregelte Abläufe für Kinder noch ziemlich wichtig. Kinderlose Personen unterschätzen dies häufig und schütteln dann den Kopf über Eltern, die ihrer Meinung nach in ihrem Verhalten übertreiben. In unserem Fall spielte der Schlaf eine sehr große Rolle. Mein Sohn war immer ein Sonnenschein vor dem Herrn. Wenn er jedoch nicht genug Schlaf bekam oder nicht pünktlich ins Bett kam, dann erlebten wir schon mal die Hölle auf Erden. Extreme und nicht enden wollende Schreianfälle, die durchaus bis zu eine halbe Stunde dauern konnten, waren die Folge. Meine Mutter fragte da schon einmal besorgt, ob man nicht besser den Krankenwagen rufen solle. Der kleine Mann hätte ja offenbar ganz große Schmerzen. Wir haben davon abgesehen, denn wir kannten diese Prozedur ja schon.
Reisen mit Kind bedeutete also in unserem Fall im Klartext: Das Kind kann auf seinen Mittagsschlaf nicht verzichten und muss auch pünktlich ins Bett. Und wenn die Eltern den Rest des Abends auf dem Balkon Wein trinken und nicht vor die Tür kommen, dann ist das halt so. Ein Babyphone kann da Abhilfe schaffen. Allerdings muss ich sagen: Damals war die Maddie McCann-Geschichte in meinem Kopf noch sehr präsent. Kannst Du Dich erinnern? Das Mädchen, das in Portugal aus dem Hotelzimmer verschwunden ist? Uuuaaah! Horror! Deshalb blieb ich bei meinem Kind, während es schlief.
Die Kleinkind-Phase ist nun längst vorbei und mein Sohn wird im Spätsommer schon acht. Auf Reisen zieht jeder seinen eigenen Trolley und wir haben auch kein „Baby-Zubehör“ mehr dabei. Der logistische Aufwand ist also so wie früher, als ich noch alleine reiste. Der kleine Mann liebt nach wie vor Strände und hat am liebsten Hotels mit Pool, aber er ist auch durch und durch zufrieden, wenn es mal eine kleine Pension ohne viel Komfort und ohne Extras ist. Auf Städtetrips läuft er kilometerweit an meiner Seite, interessiert sich für Sehenswürdigkeiten und ist ein idealer Reisepartner.
Wir gestalten unsere Reisen heute so, dass viel kinderfreundliches dabei ist, damit er gar nicht in die Verlegenheit kommt, sich zu langweilen. Ich versuche auch viel Stress zu vermeiden und wähle deshalb öfter mal den komfortablen Weg. An programmreichen Tagen legen wir immer wieder kleine Pausen ein, damit letztendlich keiner gehetzt oder genervt ist. Wir lassen auch mal die eine oder andere Sehenswürdigkeit aus, wenn es einfach zu viel wird. Andere Eltern handhaben dies sicherlich ähnlich. Früher hätten hier lediglich meine Wünsche und Bedürfnisse eine Rolle gespielt. Heute richte ich mich nach meinem Sohn und achte darauf, dass er zufrieden ist. Dann bin ich es auch.
Mit der Zeit habe ich zudem gelernt, dass man als Eltern einfach ein wenig gelassener sein muss und sich nicht zu viele Gedanken machen sollte. Kinder nehmen die Dinge in der Regel so, wie sie kommen und sind damit zufrieden. Das macht Reisen mit Kind im Grunde sehr einfach.
Reisen macht mich glücklich und auch der kleine Mann ist mit Eifer und Freude dabei. Wenn ich sehe, was für Erfahrungen und Erlebnisse mein Sohn unterwegs sammelt, wie er fremde Kulturen kennen- und akzeptieren lernt, dann hoffe ich, dass es ihn zu einem offenen und vorurteilsfreien Menschen werden lässt.
Was sind Deine Erfahrungen? Was hat sich in Deiner Familie verändert, seitdem Ihr mit Kind unterwegs seid? Erzähle es mir in einem Kommentar!
Heike @Björklunda says
Hej Sabine!
Ich kann dir nur zustimmen. Ergänzen würde ich noch, dass das Reisen mit Kindern mir als Erwachsener zusätzlich neue Perspektiven eröffnet. Da ich durch meine Kinder Dinge in einem anderen Licht sehe.
Beste Grüße
Heike
Sabine says
Hallo Heike,
ja, ein ganz wichtiger Punkt. Es eröffnen sich viele neue Blickwinkel mit Kind. Das sehe ich auch so wie Du.
Viele Grüße,
Sabine
Ines says
Hallo Sabine, ich finde es immer wieder spannend, wie es anderen Familien auf Reisen geht. :-) Wir haben (fast) durchweg sehr gute Erfahrungen gemacht und all die Phasen durch – von Baby bis jetzt – 6 und 10 Jahre alt. Wir besprechen inzwischen gemeinsam, was wir im Urlaub machen wollen und wohin es gehen soll. Leider sind wir durch die Schulferien sehr eingeschränkt, aber wir machen das Beste daraus. Dir und Deinem Sohn weiterhin viel Spaß und tolle Reisen. Liebe Grüße, Ines
Sabine says
Hallo Ines,
das Problem mit den Schulferien kennen wir auch nur zu gut ;-)
Viele Grüße,
Sabine
Maddy says
Hallo,
Ich bin gerade auf diesen Eintrag gestoßen und er macht mir etwas Mut. In 7 Tagen fliege ich für 3 Monate mit meiner 20 Monate alten Tochter nach Australien. Ohne Mann. Je näher der Tag rückt desto größer mein Bammel (und vorzeitiges Heimweh). Aber ich werde versuchen es einfach ganz gelassen anzugehen und mir keinen Stress machen. Wenn ich dann eben nicht den Uluru gesehen habe, brauche ich kein schlechtes Gewissen haben (wem gegenüber eigentlich?)
Liebe Grüße,
Maddy
(die Sache mit dem Mädchen Maddie habe ich auch noch gut in Erinnerung..)
Sabine says
Hallo Maddy,
drei Monate Australien? Das wird sicherlich eine ganz tolle Zeit für Dich und Deine Tochter. Ich wünsche Euch ganz viel Spaß. Reist einfach in Eurem eigenen Tempo und nehmt die Dinge wie sie kommen. Australien ist ein riesiges Land. Dass man da nicht alles sehen kann, versteht sich fast von selbst.
Liebe Grüße,
Sabine
Lars says
Super Artikel! Ich finde Reisen mit dem Kind ist ein noch schöneres Erlebnis!! Wir fahren mit unserem Sohn seit längeren ins Jochtal!! Es ist schön zu sehen wie sich der Kleine jedes Mal beim Skifahren verbessert und immer mehr Freunde dadran hat!! LG
Sabine says
Hallo Lars,
wenn man mit Kindern reist, sieht man die Welt einfach mit anderen Augen, nicht wahr? Danke für den guten Tipp.
Viele Grüße,
Sabine
Sabine Hausmann says
Hey Ihr!
Ich kann mich euch zweien nur anschließen, so ein Urlaub mit den liebsten ist das aller schönste! Man hat so viel Zeit miteinander und leider wachsen unsere im Moment viel zuschnell, da kommt man oft gar nicht hinterher so schnell geht das! Muss man solange genießen wie es noch geht. Daher haben wir für den Sommer schon wieder ne kleine Tour geplant, es geht runter nach Süd-Italien und dann noch ein paar Tage Urlaub in Schenna, die Berge rufen ;-)
Liebe Grüße Sabel
Tanja says
Hallo Ihr, Hallo Sabin!
Wie du schreibst da geht mir das Herz auf! Mir als Mutter tut es auch immer noch so gut mit alle man in den Urlaub zufahren, man hat einfach viel mehr Zeit für einander und die Tage kann ich immer in vollen Zügen genießen! Wir waren im Winter auch ein paar Tage in den Dolomiten, Skifahren mit den Kindern auf der Seiseralm, war traumhaft schön!
Ganz liebe Grüße Tanja
Sabine says
Hallo liebe Tanja,
danke für Deinen netten Kommentar. Du hast Recht. Man hat als Familie selten so viel Zeit füreinander, wie bei einer Reise. Deshalb genieße ich es auch immer total, wenn wir alle drei zusammen unterwegs sind.
Viele Grüße & einen schönen Sonntagabend noch.
Sabine
Sybille Neuhaus says
Halli hallo,
Wirklich schön hier zustöbern! Jetzt haben auch gerade die Sommerferien bei uns in NRW angefangen! wir fahren am Mittwoch mit der ganzen Familie nach Südtirol! Die Kinder haben die Sachen jetzt schon komplett gepackt ;-)
Wir freuen und sehr auf die bevorstehende Zeit im Schenna Resort!
Wünschen allen einen schönen Sommer
bis bald
S. Neuhaus