Reisepannen sind immer recht spannend und oft sogar witzig zu lesen oder zu hören. Wenn sie einem selbst passieren, ist das allerdings ziemlich doof. Jedenfalls in dem Moment. Oft kann man im Nachhinein über die Situationen lachen, manchmal auch nicht, je nachdem was passiert ist. Ich habe letztes Jahr einen Artikel über Reisepannen verfasst. Damals konnte ich noch nicht ahnen, dass mir die bisher größte Reisepanne noch bevorstand. Der Super-Gau auf dem Weg nach Marokko. Aber von vorne.
In Grunde waren wir völlig unschuldig und konnten wirklich nichts dafür. Morgens klagte der kleine Mann schon über Bauchschmerzen. Das muss so ca. 5 Minuten vor Abfahrt zum Flughafen gewesen sein. Als aufmerksame Mama nahm ich diese Aussage mit Alarmglocken im Kopf wahr und packte schnell einen kleinen Eimer ins Auto. „Better safe than sorry“ fällt mir dazu nur ein. Und tatsächlich. Auf der Fahrt zum Flughafen kam der Eimer zum Einsatz, denn der kleine Mann musste sich übergeben. Damit bildete sich schon die erste Schweißperle auf meiner Stirn. Da ich jedoch keine Mama bin, die zu Überreaktionen neigt, fuhren wir natürlich weiter, im guten Glauben, dass sich die kleine Magenverstimmung gibt. Meist ist sowas ja tatsächlich von kurzer Dauer. Mein Kind war unterdessen gut drauf und wirkte sonst auch nicht weiter krank.
Ein paar Stunden später kamen wir am Flughafen an und durchliefen das übliche Prozedere. Und dann kams ganz Dicke. Kurz vor Boarding ging es los: Magenkrämpfe und Übelkeit! Während der kleine Mann vorher noch recht munter wirkte, war er nun leichenblaß. Was tun? Ich war hin- und hergerissen. Wir stiegen ins Flugzeug. Kaum im Flieger angekommen, übergab er sich auf der Toilette der Cabin Crew und weinte und krümmte sich vor Schmerzen. In dem Moment zog ich dann die Reißleine. Unvorstellbar in diesem Zustand mit ihm für mehrere Stunden zu fliegen, ohne zu wissen, ob es nicht vielleicht doch was ernstes ist, was einer sofortigen Behandlung bedarf. Wer hätte uns denn hoch oben in der Luft helfen können, wenn die Krämpfe nicht aufgehört hätten? Und dann in Marokko. Dort einen Arzt suchen, der uns versteht? Im schlimmsten Fall ins Krankenhaus? Das war in dem Moment tatsächlich zu viel für meine Vorstellungskraft.
Wir verließen das Flugzeug und mussten dann auf unser Gepäck warten, das wieder aus dem Flugzeug ausgeladen werden musste. Ohje ohje, da hatten wir ganz schön für Wirbel gesorgt. Nicht nur bei der Cabin Crew, auch bei den Passagieren, die das Drama mitbekommen haben. Ganz zu schweigen von der Verspätung, die aufgrund unseres Gepäcks entstand. Während wir also am Gepäckband auf unseren einsamen Trolley warteten, schlief der kleine Mann ein und machte ein kurzes Nickerchen, das offenbar dazu führte, dass es ihm schließlich wieder ein bisschen besser ging.
Der nächste Weg führte uns dann zum Flughafen-Arzt, der ihn gründlich untersuchte, aber auch nichts konkretes sagen konnte. Lediglich die Ernährung sollten wir in den nächsten Tagen ein wenig anpassen. Medikamente wollte er nicht verschreiben. Das Übliche halt, wenn man mit Übelkeit oder einer Magenverstimmung zum Arzt geht. Eigentlich kann man sich den Weg auch sparen.
Auf dem Rückweg nachhause schlief der kleine Mann wie ein Murmeltier. Und am nächsten Tag schien er bereits wieder vollkommen fit zu sein. Es war also nichts ernstes (Gott sei dank), sondern lediglich eine Magenverstimmung, die ihren Höhepunkt ausgerechnet zum Boarding unseres Fluges erreichte. Dumm gelaufen. ABER, das war mir in dem Moment echt egal. Auch wenn ich sonst mit kleinen Wehwehchen jederzeit fliegen würde. Sobald bösartige Schmerzen dazu kommen oder es einem richtig schlecht geht, hört der Spaß auf. Ich hätte es einfach nicht verantworten können so mit ihm abzuheben.
Tja Marokko, es wäre schön gewesen mit Dir, aber vielleicht sehen wir uns zu einem späteren Zeitpunkt mal. Unter weniger turbulenten Umständen.
*Photo-Credit: SuperCar-RoadTrip.fr/Flickr via Creative Commons
Was hast Du schon für Reisepannen erlebt? Erzähle es mir in einem Kommentar!
Diane says
Hi Sabine
Boah wie ärgerlich!
Bin zwar keine Mutter, kann mir aber gut vorstellen wie hin und her gerissen du warst.
Und -sofern ich das beurteilen kann- hast du die einzig richtige Entscheidung getroffen. Wenn ich mir vorstelle, es wäre vielleicht der Blinddarm gewesen, und ihr hättet vielleicht sogar auf halber Strecke Notlanden müssen … weija … sowas geht doch bestimmt schnell in die Hunderttausende. Wie issn das? Käme für so einen Fall eine Versicherung auf, oder bedeutet das gleich 200.000 Euro Schulden und „Privat-Insolvenz“?
Mal davon abgesehen: Schön, dass es deinem Kleinen schnell besser ging :-) Marokko läuft euch ja nicht weg! Beim nächsten Anlauf klappt’s bestimmt.
Liebe Grüße – Diane
Sabine says
Hallo Diane,
ich glaube unter den Umständen war es wirklich die einzige Option. Alles andere wäre schon fast kriminell gewesen. Keine Ahnung, was im Fall einer Notlandung passiert, aber ich kann mir vorstellen, dass keine Versicherung dies freiwillig zahlt. Die Privat-Insolvenz erscheint mir da schon fast wahrscheinlich. Das wäre ja mal ein richtiger Super-Gau! Au weia!
Naja, aber…Ende gut, alles gut :-)
Liebe Grüße,
Sabine
Katrin says
Oh Sabine,
Ich kann so gut mitfühlen. .. ich glaub ich würde mir in Ar… beißen, aber die Kids gehen einfach vor … Als kleinen Tipp : bei uns befinden sich immer Okoubaka Globalisierung im Gepäck. .. helfen super bei Magenkrämpfen, Durchfall und Erbrechen … 5 Stück alle 15 min. 3 mal hintereinander und dann ist meist schon besser
Sabine says
Wir hatten ein paar Medikamente mit, aber ausgerechnet dafür natürlich nix.
Okoubaka merk ich mir. Ich glaube wir hatten die sogar schon mal :-)
Das war einer dieser berühmt-berüchtigten Tage an denen einfach alles schief geht. In dem Moment wars richtig doof, aber jetzt lachen wir schon wieder drüber :-)
Ines says
Oh je, das ist ein echter Supergau. Aber wie Du schon schreibst, Kind und Gesundheit gehen vor, man weiß ja nie, was es ist. Ich kann mich gut hineinversetzen, ich musste mal drei Wochen Vietnam sausen lassen, weil ich zwei Tage vor Abflug eine Nasennebenhöhlenentzündung bekam. Der Arzt war auch nicht gerade hilfreich, er meinte damals zu mir, er würde auch halbtot fliegen. Ihr könnt Marokko ja nachholen, habe ich mit Vietnam auch gemacht. LG, Ines
Sabine says
Hallo Ines,
ohje, der Arzt war ja wirklich keine Hilfe. Für Außenstehende ist es aber auch immer einfach so etwas daherzusagen. Wenn man es tatsächlich nicht abschätzen kann in welche Richtung die Krankheit oder die Schmerzen während des Flugs gehen, dann wähne ich mich lieber in Sicherheit auf dem Boden, als auf Biegen und Brechen eine Reise durchzuziehen. Mit „Kleinigkeiten“ würde ich auch immer fliegen. Wofür gibts denn Schmerztabletten? ;-)
Marokko rennt ja nicht weg, da hast Du Recht ;-)
Liebe Grüße,
Sabine
Sissi von Travel Mart TM says
Oh je, das ist bitter. Ich hätte aber genau so gehandelt. Ich hoffe, ihr kommt trotzdem noch irgendwann nach Marokko.
Meine größte Reisepanne war, als das Flugzeug nach stundenlangem Stehen wieder komplett entladen werden musste. Wir mussten alles aussteigen und dann hieß es warten warten warten. Damals wurde man tatsächlich noch in einem Hotel untergebracht und es ging erst am nächsten Tag wieder los. Allerdings kam nur ein Teil meines Gepäcks mit… Das konnte bislang noch nicht getopt werden. Ich hoffe, das bleibt auch so :)
Sabine says
Hallo Sissi,
ja, wenn man sich erstmal auf eine Reise oder einen Urlaub freut und dann nicht loskommt, ist das auch ganz schön doof. Letztes Jahr waren wir auch von dem Lufthansa-Streik betroffen und konnten deswegen erst später losfliegen. Das hat mich auch ganz schön geärgert ;-)